Sonntag, 21. November 2010

Ein Talent in der Krise

Die 17-jährige Mateja Kraljevic ist zweifelsohne eines der grössten Talente in der Schweizer Tennisszene. Seit sie jedoch im August des vergangenen Jahres voll auf die Karte Tennis gesetzt hat, läuft es ihr nicht mehr nach Wunsch.

Kenner der Tennisszene attestierten der Reinacherin bereits in jungen Jahren eine rosige Zukunft und handelten sie als mögliche Nachfolgerin von Hingis und Schnyder. Im Alter von 15 Jahren erreichte Kraljevic den bisherigen Höhepunkt ihrer sportlichen Laufbahn. Sie war die Nummer 12 der Schweiz, stand auf Position 180 der Juniorenweltrangliste und hatte sowohl für den Nationalliga-A-Klub Ried Wollerau, wie auch für das Schweizer Fed-Cup-Team gespielt. Trotz diesem beeindruckenden Palm rès entschied sich Kraljevic im Sommer des vergangenen Jahres die Zusammenarbeit mit ihrem langjährigen Coach Freddy Blatter zu beenden und den Schritt als Tennisprofi im nationalen Leistungszentrum in Biel zu wagen.
Die Trainingsbedingungen in Biel waren perfekt, doch der Standortwechsel machte der jungen Aargauerin zu schaffen. «Ich war zum ersten Mal weg von zu Hause und hatte ein völlig neues Umfeld», erklärt sie. Erschwerend kam noch hinzu, dass Kraljevic zu hohe Erwartungen hatte und sich, als die Resultate ausblieben, immer mehr unter Druck setzte. «Es war eine schwierige Phase und zeitweise zweifelte ich sogar daran, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben», erzählt sie.

Rückenverletzung bremst Kraljevic
Nach den Startschwierigkeiten in Biel schien sich das Blatt für Kraljevic in diesem Frühjahr dann doch noch zum Guten zu wenden. Im Mai wurde bekannt, dass Kai Stentenbach, mit dem sie bereits früher erfolgreich zusammengearbeitet hatte, ihre Betreuung übernehmen wird. «Er ist ein guter Trainer und die Chemie zwischen uns stimmt», so Kraljevic. Stentenbach verordnete seinem Schützling als Erstes eine vierwöchige Wettkampfpause. «In dieser Zeit haben wir intensiv daran gearbeitet wieder Ordnung in ihr Spiel zu bringen», erklärt er. Diese Massnahme zeigte Wirkung und Kraljevic stärkte ihr Selbstvertrauen mit dem Sieg gegen Daniela Scivetti (WTA 462) und ihrem fünften Schweizer-Meister-Titel bei den Juniorinnen. Doch unglücklicherweise konnte sie ihren Lauf nicht fortsetzen, denn im Juli schlug die Verletzungshexe zu. «Sie hat eine Entzündung im Rücken und kann seit zehn Wochen nur reduziert trainieren und keine Turniere mehr spielen», erklärt Stentenbach. «Ich bin jedoch zuversichtlich, dass sie spätestens im nächsten Jahr wieder voll angreifen kann.»
Auch Kraljevic selbst blickt nach einem schwierigen Jahr mit vielen Hindernissen wieder positiv in die Zukunft. «Ich möchte in der nächsten Saison meine ersten Punkte bei den Damen holen und mich dort etablieren», gibt sie sich kämpferisch.


von Fabio Baranzini

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