Donnerstag, 27. Dezember 2012

Mit voller Kraft in die neue Saison

Bevor Stefanie Vögele (WTA 93) am Samstag in die neue Saison startet, blickt sie im Gespräch auf die letzten beiden Jahre zurück, nennt ihre Saisonziele und erklärt, weshalb sie trotz den vielen Reisen ihre eigene Wohnung nicht missen möchte.

Temperaturen über 20 Grad und vereinzelt Sonnenschein. So präsentiert sich das Wetter in Shenzhen, wo Stefanie Vögele seit knapp einer Woche weilt. Die 22-Jährige liegt aber nicht auf der faulen Haut, sondern lanciert beim erstmals stattfindenden WTA-Turnier in der chinesischen Provinz Guangdong bereits die neue Saison. 
Kurz vor ihrer Abreise nahm sich Stefanie Vögele im Nationalen Leistungszentrum in Biel, wo sie sich drei Wochen lang intensiv auf das neue Tennisjahr vorbereitete, Zeit für ein Treffen. Unter der Leitung von Ivo Werner, der sie mittlerweile seit sechs Jahren betreut, feilte die beste Tennisspielerin des Kantons an ihrem Spiel. „Die Zusammenarbeit mit Ivo ist nach wie vor super. Er begleitet mich oft an die Turniere und ist eine wichtige Bezugsperson“, sagt sie.
Bereits seit neun Jahren wohnt und trainiert die aus Leuggern stammende Vögele beim Schweizerischen Tennisverband in Biel, seit eineinhalb Jahren hat sie eine eigene Wohnung in der Uhrenstadt. Sie schätzt es, dass sie nicht wie viele andere Profis im nationalen Leistungszentrum wohnt, sondern am Abend in ihre eigenen vier Wände zurückkehren kann. „Es ist mir wichtig, dass ich nach dem Training abschalten kann und Zeit für mich habe“, erzählt sie.

Negative Gedanken verdrängen 
Die 22-jährige Aargauerin hat sportlich eine nicht ganz einfache Zeit hinter sich. Nachdem sie 2009 mit Rang 63 ihre beste Klassierung in der Weltrangliste erreichte, fiel sie ein Jahr später aufgrund verschiedener Verletzungen und unkonstanten Leistungen aus den Top 100. Danach spielte sie fast zwei Jahre lang vorwiegend abseits der grossen Tennisbühnen auf der ITF-Tour, kämpfte vergeblich um die Rückkehr in den erlauchten Kreis der besten 100 Spielerinnen. „Es war teilweise schon hart und fürs Selbstvertrauen war es sicher nicht förderlich“, blickt Vögele zurück. Sie musste lernen, die negativen Gedanken rund um ihre Ranglistenposition und die finanziellen Einbussen zu verdrängen und sich auf den Sport zu konzentrieren. Kein einfaches Unterfangen. 

Knoten geplatzt 
Die Wende kam in der ersten Qualifikationsrunde der US Open im August dieses Jahres. Nach einer schwachen Interclubsaison mit GC stand Stefanie Vögele auch in Flushing Meadows kurz vor dem Aus. „Ich spielte nicht gut und machte viele Fehler. Dann sagte ich mir, ‚jetzt musst du einfach Spass haben und alles andere vergessen’“, erzählt sie. Es funktionierte. Vögele gewann die Partie in drei Sätzen und qualifizierte sich fürs Hauptfeld. Danach spielte sie konstant gut bis Ende Saison und gewann zwei ITF-Turniere. Der Lohn: die Rückkehr in die Top 100.
Dadurch kann Stefanie Vögele nun bei allen WTA-Turnieren mindestens in der Qualifikation antreten und an den Grand Slam Turnieren steht sie gar direkt im Hauptfeld. „Das erleichtert mir die Planung enorm. Zudem bin ich in der ersten Runde noch frisch, da ich nicht drei Qualirunden in den Beinen habe“, beschreibt Vögele die Vorteile des besseren Rankings.

Im Kraftraum geschuftet
In dieser Saison soll es noch weiter nach oben gehen, vor allem aber will sie ihr Spiel verbessern und konstanter werden. „Gerade beim Aufschlag und im Kraftbereich habe ich noch viel Potential. Ich bin ja nicht gerade die Kräftigste“, meint die 22-Jährige schmunzelnd. Im Aufbau legte sie daher das Hauptaugenmerk auf das Krafttraining und absolvierte teilweise zwei Einheiten à zwei Stunden pro Tag. In der Folge steigerte sie auch ihr Tennispensum kontinuierlich, damit die Frühform stimmt. Denn nach dem Auftakt in China folgen mit den Australian Open Mitte Januar und dem Fed Cup im Februar bereits die ersten Highlights des neuen Tennisjahrs.  

Text und Bild von Fabio Baranzini

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