Mittwoch, 27. Januar 2016

Erstmals seit zehn Jahren gibt es im Aargau wieder ATP-Punkte zu gewinnen

In den nächsten zwei Wochen blickt die Schweizer Tennisszene nach Oberentfelden. Im Tenniscenter Aarau West finden während den Sportferien gleich zwei internationale Tennisevents statt.

Den Anfang machen die Juniorinnen und Junioren, die im Rahmen der 7. Ausgabe der Swiss Junior Trophy um Punkte für die Juniorenweltrangliste kämpfen. Beim Turnier der vierten Kategorie fehlen zwar die weltbesten Junioren, weil es nicht viele Ranglistenpunkte zu gewinnen gibt, dafür bekommen umso mehr nationale und regionale Spieler die seltene Chance, sich vor der eigenen Haustür mit der internationalen Konkurrenz zu messen.
Doch die regionalen Vertreter werden nicht bloss mitspielen, sondern einige dürfen sich gar Chancen im Kampf um den Titel ausrechnen. Beispielsweise ist Luca Keist, der bis zu seinem Umzug nach Liestal vor zwei Jahren in Rothrist gewohnt hat und auch heute noch für den Tennisclub Zofingen spielt, bei den Junioren an Nummer zwei gesetzt. Und Keist ist in Form. Nach seinem U18-Schweizermeistertitel Anfang Januar hat der Linkshänder am vergangenen Wochenende in Ägypten bei einem gleich hoch dotierten ITF-Turnier wie die Swiss Junior Trophy den Final erreicht. Und auch bei den Juniorinnen zählt mit Tamara Arnold (im Bild) aus Kappel, die früher einige Jahre in Oberentfelden trainiert hat, eine Spielerin aus der Region zum Favoritenkreis.

In Rekordzeit organisiert
Direkt im Anschluss an das Juniorenturnier, das am Samstag in einer Woche zu Ende geht, findet in Oberentfelden erstmals ein mit 25'000 Dollar dotiertes Männer Profiturnier statt. In den letzten zehn Jahren hat es im Aargau kein Tennisturnier mehr gegeben, bei dem die Spieler Punkte für die ATP-Weltrangliste gewinnen konnten. Der Mann, der dieses Turnier in den Aargau geholt und in Rekordzeit auf die Beine gestellt hat, ist Freddy Blatter. Erst in November erhielt der 66-Jährige Tennisschulleiter vom Schweizer Tennisverband die Zusage, dass er das Turnier, das in den letzten Jahren jeweils in Taverne (Tessin) stattgefunden hatte, austragen darf. „Ich hatte Swiss Tennis ein paar Wochen zuvor gesagt, das sich mir vorstellen könnte, das Turnier durchzuführen. Dass ich aber tatsächlich den Zuschlag erhalten habe, hat mich schon etwas überrascht. Aber ich konnte dann ja schlecht nein sagen“, erzählt der Turnierdirektor lachend.
Und so begann Freddy Blatter im November mit Hochdruck, das Turnier zu organisieren. Obwohl Blatter und seine Helfer ein eingespieltes Team sind und seit vielen Jahren internationale Tennisturniere organisieren, wäre die Austragung des Profiturniers direkt im Anschluss an das Juniorenturnier ohne die Unterstützung von Swiss Tennis und dem Departement für Bildung Kultur und Sport des Kantons Aargau nicht möglich gewesen. „Allein für das Profiturnier brauchen wir ein Budget von 65’000 Franken. Dieser Betrag war – obwohl wir uns auf viele treue Partner verlassen können – in drei Monaten schlicht nicht aufzutreiben gewesen“, so Blatter. Doch auch so ist es eine mehr als beachtliche Leistung, dass die Organisatoren für beide Turniere Sponsorengelder in der Höhe von 62‘000 Franken generieren konnten.

Enorme Leistungsdichte
Und der Aufwand hat sich gelohnt: Wirft man einen Blick auf die Teilnehmerliste sticht die enorme Leistungsdichte der gemeldeten Spieler ins Auge. Nicht weniger als 20 Spieler zwischen Rang 202 und Rang 340 der ATP-Weltrangliste haben sich für das Tennis Pro-Open Aargau eingeschrieben. Beinahe 300 Spieler stehen zudem noch auf der Warteliste. „Ich bin selbst etwas überrascht, dass die Dichte so enorm hoch ist. Ich vermute aber, dass dies damit zusammenhängt, dass in dieser Woche kein andere Turnier dieser Grösse in Europa stattfindet“, so Blatter, der trotz der starken internationalen Konkurrenz hofft, dass auch der eine oder andere regionale Spieler in der Qualifikation Unterschlupf finden wird.

Text und Bilder von Fabio Baranzini

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