In diesem Jahr treten so viele Schweizer Spitzenspielerinnen in der NLA-Interclubsaison an wie schon lange nicht mehr. Der Schweizer Fed-Cup-Coach Heinz Günthardt analysiert die Ausgangslage und äusserst sich über die Chancen der Zofinger Frauen bei ihrem NLA-Debüt.
Morgen Dienstag beginnt die NLA-Interclubsaison. Die Frauen des TC Zofingen spielen zum ersten Mal in der höchsten Liga mit. Was trauen Sie dem jungen Team zu?
Heinz Günthardt: Wenn man sich die Kaderlisten aller Mannschaften anschaut, ist klar, dass Zofingen als Aussenseiter in die Meisterschaft startet. Ich sehe sie auf Augenhöhe mit Sursee und Kreuzlingen. Die Zofingerinnen haben aber ein junges Team mit Spielerinnen, die das Potenzial haben, Gegnerinnen zu schlagen, die stärker klassiert sind. Das kann sehr wichtig werden.
Inwiefern?
Wenn eine Spielerin über sich hinauswächst und ein Match gewinnt, das sie normalerweise nicht gewinnen würde, kann das ansteckend wirken auf den Rest des Teams. Ein solcher Sieg kann die Dynamik einer ganzen Begegnung komplett verändern. Gerade wenn man als Aussenseiter antritt, ist vieles eine Frage des Selbstvertrauens. Wenn eine Spielerin einen grossen Sieg landet, kann sich insbesondere ein junges Team in etwas hineinsteigern. Wenn den Zofingerinnen das gelingt, dann können sie die eine oder andere Überraschung schaffen.
Kann man als Coach etwas dazu beitragen, dass eine solche Überraschung gelingt?
Als Coach hast du natürlich nur einen begrenzten Einfluss. Aber du kannst einen Funken ins Feuer geben. Machen wir ein Beispiel: Wenn es einem Coach gelingt, mit seinen Inputs dafür zu sorgen, dass seine Spielerin pro Satz drei Punkte mehr gewinnt, klingt das im ersten Moment nach nichts. Aber diese drei Punkte können den Unterschied ausmachen. Die Differenz zwischen Sieg und Niederlage ist derart gering, dass auch ein Tipp des Betreuers entscheidend sein kann.
Im Team der Zofingerinnen stehen mit Valentina Ryser, Alina Granwehr und Svenja Ochsner drei junge Spielerinnen, die erstmals in der NLA auflaufen. Wie beurteilen Sie die Fähigkeiten des Trios?
Valentina habe ich schon öfters in Biel beim Training beobachtet. Sie hat ein unwahrscheinlich gutes Timing und eine bärenstarke Rückhand. Wenn man ihr zuschaut, sieht es teilweise nach wenig aus, was sie auf dem Platz macht. Das kommt daher, dass sie sehr effizient und geschickt spielt. Zudem kann sie den Ball richtig schnell machen und ist damit auch für deutlich stärkere Spielerinnen eine Gefahr. Auch Alina und Svenja haben ihre Stärken in der Offensive. Alina hat beispielsweise eine der besten Backhand longline überhaupt. Dieser Schlag ist schon jetzt absolute Weltklasse. Allerdings muss der Rest ihres Spiels passen, damit sie den auch einsetzen kann. Alle drei Spielerinnen bringen viel Potenzial mit.
Inwiefern kann der Teamspirit in einer Interclubsaison entscheidend sein? Die Zofingerinnen spielen – bis auf die neue Nummer eins Caroline Werner – seit mehreren Jahren zusammen.
Das kann sicher helfen. Vor allem, wenn man sich auch neben dem Platz gut versteht. Der Knackpunkt wird aber trotzdem sein, dass die Zofingerinnen es schaffen müssen, in der ersten oder spätestens der zweiten Begegnung einen Überraschungssieg zu landen. Das braucht vielleicht auch etwas Glück, aber wenn es gelingt, kann das viel auslösen. Gerade auch im Bezug auf den Teamspirit.
Dieses Jahr ist die NLA sehr stark besetzt. Selbst die Weltnummer acht, Belinda Bencic, ist dabei. Können die jungen Spielerinnen davon profitieren, dass solche Weltklasse-Athletinnen auflaufen?
Absolut. Es ist eine wichtige Erfahrung, gegen derart starke Akteurinnen spielen zu können. In solchen Duellen ist man schnell versucht, zu viel zu probieren und unbedingt über sich hinauswachsen zu wollen. Je öfter man aber gegen solche Gegnerinnen spielen kann, wird man merken, dass man in den Ballwechseln mithalten kann. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, ist es natürlich toll für das Schweizer Tennis, dass Belinda Bencic und andere Top-Spielerinnen dabei sind. Und natürlich ist es auch für die Zuschauer grossartig.
Der Grund für die Teilnahme dieser Topshots ist das Coronavirus, das derzeit einen geregelten Profibetrieb verunmöglicht. Wird bereits im nächsten Jahr das Niveau in der Nationalliga A wieder weniger hoch sein – vorausgesetzt die WTA-Tour läuft wieder normal?
Ja, das wird mit grösster Wahrscheinlichkeit der Fall sein. Als Tennisprofi kämpfst du mit aller Kraft darum, irgendwie an den vier Grand-Slam-Turnieren teilnehmen zu können, da diese finanziell lukrativ sind. Wenn dir also kurz vor dem Turnier noch 50 Ranglistenpunkte fehlen, wirst du nicht im Interclub antreten, sondern auf der Profitour. Darum: Geniessen wir diese Saison mit diesen grossartigen Spielerinnen.
Zurück zum Zofinger Team. Zum Saisonauftakt spielen sie morgen zuhause gegen GC, das zu den Titelkandidaten zählt. Ihr Resultat-Tipp?
Das kommt auf meine Wettquote an (lacht). Ich müsste allerdings schon eine sehr gute Quote bekommen, um auf einen Sieg von Zofingen zu setzen, wenn GC in Vollbesetzung spielt. Ich traue Zofingen aber durchaus den einen oder anderen Punkt zu. Ich tippe auf ein 2:4. Und wer weiss, vielleicht sind diese zwei Siege genau die Überraschungen, von denen wir vorhin gesprochen haben.
Inwiefern?
Wenn eine Spielerin über sich hinauswächst und ein Match gewinnt, das sie normalerweise nicht gewinnen würde, kann das ansteckend wirken auf den Rest des Teams. Ein solcher Sieg kann die Dynamik einer ganzen Begegnung komplett verändern. Gerade wenn man als Aussenseiter antritt, ist vieles eine Frage des Selbstvertrauens. Wenn eine Spielerin einen grossen Sieg landet, kann sich insbesondere ein junges Team in etwas hineinsteigern. Wenn den Zofingerinnen das gelingt, dann können sie die eine oder andere Überraschung schaffen.
Kann man als Coach etwas dazu beitragen, dass eine solche Überraschung gelingt?
Als Coach hast du natürlich nur einen begrenzten Einfluss. Aber du kannst einen Funken ins Feuer geben. Machen wir ein Beispiel: Wenn es einem Coach gelingt, mit seinen Inputs dafür zu sorgen, dass seine Spielerin pro Satz drei Punkte mehr gewinnt, klingt das im ersten Moment nach nichts. Aber diese drei Punkte können den Unterschied ausmachen. Die Differenz zwischen Sieg und Niederlage ist derart gering, dass auch ein Tipp des Betreuers entscheidend sein kann.
Im Team der Zofingerinnen stehen mit Valentina Ryser, Alina Granwehr und Svenja Ochsner drei junge Spielerinnen, die erstmals in der NLA auflaufen. Wie beurteilen Sie die Fähigkeiten des Trios?
Valentina habe ich schon öfters in Biel beim Training beobachtet. Sie hat ein unwahrscheinlich gutes Timing und eine bärenstarke Rückhand. Wenn man ihr zuschaut, sieht es teilweise nach wenig aus, was sie auf dem Platz macht. Das kommt daher, dass sie sehr effizient und geschickt spielt. Zudem kann sie den Ball richtig schnell machen und ist damit auch für deutlich stärkere Spielerinnen eine Gefahr. Auch Alina und Svenja haben ihre Stärken in der Offensive. Alina hat beispielsweise eine der besten Backhand longline überhaupt. Dieser Schlag ist schon jetzt absolute Weltklasse. Allerdings muss der Rest ihres Spiels passen, damit sie den auch einsetzen kann. Alle drei Spielerinnen bringen viel Potenzial mit.
Inwiefern kann der Teamspirit in einer Interclubsaison entscheidend sein? Die Zofingerinnen spielen – bis auf die neue Nummer eins Caroline Werner – seit mehreren Jahren zusammen.
Das kann sicher helfen. Vor allem, wenn man sich auch neben dem Platz gut versteht. Der Knackpunkt wird aber trotzdem sein, dass die Zofingerinnen es schaffen müssen, in der ersten oder spätestens der zweiten Begegnung einen Überraschungssieg zu landen. Das braucht vielleicht auch etwas Glück, aber wenn es gelingt, kann das viel auslösen. Gerade auch im Bezug auf den Teamspirit.
Dieses Jahr ist die NLA sehr stark besetzt. Selbst die Weltnummer acht, Belinda Bencic, ist dabei. Können die jungen Spielerinnen davon profitieren, dass solche Weltklasse-Athletinnen auflaufen?
Absolut. Es ist eine wichtige Erfahrung, gegen derart starke Akteurinnen spielen zu können. In solchen Duellen ist man schnell versucht, zu viel zu probieren und unbedingt über sich hinauswachsen zu wollen. Je öfter man aber gegen solche Gegnerinnen spielen kann, wird man merken, dass man in den Ballwechseln mithalten kann. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, ist es natürlich toll für das Schweizer Tennis, dass Belinda Bencic und andere Top-Spielerinnen dabei sind. Und natürlich ist es auch für die Zuschauer grossartig.
Der Grund für die Teilnahme dieser Topshots ist das Coronavirus, das derzeit einen geregelten Profibetrieb verunmöglicht. Wird bereits im nächsten Jahr das Niveau in der Nationalliga A wieder weniger hoch sein – vorausgesetzt die WTA-Tour läuft wieder normal?
Ja, das wird mit grösster Wahrscheinlichkeit der Fall sein. Als Tennisprofi kämpfst du mit aller Kraft darum, irgendwie an den vier Grand-Slam-Turnieren teilnehmen zu können, da diese finanziell lukrativ sind. Wenn dir also kurz vor dem Turnier noch 50 Ranglistenpunkte fehlen, wirst du nicht im Interclub antreten, sondern auf der Profitour. Darum: Geniessen wir diese Saison mit diesen grossartigen Spielerinnen.
Zurück zum Zofinger Team. Zum Saisonauftakt spielen sie morgen zuhause gegen GC, das zu den Titelkandidaten zählt. Ihr Resultat-Tipp?
Das kommt auf meine Wettquote an (lacht). Ich müsste allerdings schon eine sehr gute Quote bekommen, um auf einen Sieg von Zofingen zu setzen, wenn GC in Vollbesetzung spielt. Ich traue Zofingen aber durchaus den einen oder anderen Punkt zu. Ich tippe auf ein 2:4. Und wer weiss, vielleicht sind diese zwei Siege genau die Überraschungen, von denen wir vorhin gesprochen haben.
Text und Bild von Fabio Baranzini
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