Dienstag, 16. Januar 2024

Zweiter Profititel für Kym – erneut beim Comeback

Er hat es wieder getan: Zum zweiten Mal gewinnt der 20-jährige Fricktaler Jérôme Kym (ATP 484) nach langer Verletzungspause beim Comeback einen Profititel. Dabei war vor einem halben Jahr nicht klar, ob er seine Karriere überhaupt fortsetzen will oder nicht.

Anfang Juli des letzten Jahres hat Jérôme Kym sein bislang letztes Turnier bestritten. In Klosters war es, als er im Viertelfinal die Segel streichen musste. Danach spielte sein linkes Knie nicht mehr mit. Eine Operation war unumgänglich. Die neuerliche Verletzung – erst wenige Monate zuvor hatte er wegen einer Verletzung eben dieses linken Knies bereits fünf Monaten pausieren müssen – kam zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Denn Kym war gut in Form und stand in der Weltrangliste auf Position 348. So weit vorne wie noch nie zuvor.
«Nach der Operation hatte ich zwei Möglichkeiten: Meine Karriere beenden und mir einen Job suchen oder durch die schwierige der Reha gehen», erzählt Kym. Er entschied sich für letzteres. «Ich machte eine lange Reha, lernte neu laufen und machte einen intensiven Aufbau für mein linkes Knie. Parallel dazu arbeitete ich im mentalen Bereich, um dann langsam wieder zum Tennis zurückzufinden.»

Einige Anpassungen im Spiel
Jérôme Kym hat in den Monaten, in denen er an seiner Rückkehr gearbeitet hat, nicht nur einen sauberen Aufbau für sein verletztes Knie gemacht, sondern er hat auch einige Aspekte seines Spiels verändert, damit das Knie längerfristig weniger stark belastet wird. «Ich habe viel an der Stabilität gearbeitet, ich habe zudem die Aufschlagbewegung leicht angepasst, damit ich weniger Druck auf den Knien habe, und ich bewege mich mit einem tieferen Körperschwerpunkt, wodurch ich keine Schmerzen mehr habe beim Spielen», beschreibt Kym seine Entwicklung in den letzten Monaten.
Vergangene Woche gab Kym, der seit letztem Oktober die Spitzensport RS in Magglingen besucht, sein Comeback. Für seinen ersten Auftritt wählte er ein mit 15'000 Dollar dotiertes Turnier im spanischen Manacor aus. Dort startete der 20-jährige als Nummer vier der Setzliste in dieses Turnier. «Ich hatte schon im Hinterkopf, dass es bei meinem letzten Comeback super gelaufen ist und ich meinen ersten Profititel gewinnen konnte. Aber mir war auch klar, dass die Wahrscheinlichkeit gleich null ist, dass mir das nochmals gelingt.»

Nur ein Satz abgegeben
Die ersten zwei Runden überstand Kym dann aber ohne Satzverlust. Zuerst eliminierte er Alejandro Juan Mano (ATP 1259) mit 6:4, 7:6 und Michiel De Krom (ATP 829) mit 6:3, 7:6. Im Viertelfinal wartete dann der Holländer Deney Wassermann (ATP 711). Gegen den 22-Jährigen musste Kym erstmals einen Satz abgeben, setzte sich aber letztlich dennoch mit 6:4, 4:6, 6:3 durch. Für Kym ging es gleich weiter mit holländischen Kontrahenten. Der dritte Holländer, der versuchte den jungen Aargauer zu bezwingen, war Ryan Nijboer (ATP 468), die Nummer zwei des Turniers. Und obwohl Nijboer der am besten klassierte Holländer des Trios war und ein paar Ränge vor Kym steht im ATP-Ranking, blieb er chancenlos. 6:3, 6:3 ging die Partie zu Gunsten von Jérôme Kym aus, der damit bei seinem Comeback erneut den Sprung in den Final geschafft hat.

Unerwarteter Titelgewinn
Dort wartete mit der spanischen Turniernummer eins Pol Martin Tiffon (ATP 393) ein weiterer besser klassierter Gegner. Doch auf Tiffon hatte Kym nichts entgegenzusetzen. 6:4, 6:2 setzte sich Kym im Final durch und gewinnt damit den zweiten Profititel seiner Karriere – zum zweiten Mal beim Comeback. «Ich bin überglücklich, dass ich es wieder geschafft habe, so ein Comeback hinzulegen. Ich hätte nie gedacht, dass es gleich beim ersten Turnier wieder so gut klappt, aber ich habe wirklich gut gespielt und meinem Knie geht es gut», freut sich Kym. «Dieser Sieg zeigt mir: Wenn ich meine Aufgaben als Tennisspieler auf dem Platz und als Mensch neben dem Platz richtig mache, kommt der Rest von allein.» Viel Zeit zum Geniessen bleibt für Jérôme Kym nicht. Bereits diese Woche bestreitet er noch ein zweites Turnier in Spanien. Wie es danach weitergeht, entscheidet er im Anschluss. Das erfolgreiche Comeback macht auf jeden Fall Lust auf mehr.

Text von Fabio Baranzini, Bild zur Verfügung gestellt

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