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Montag, 19. Dezember 2016

Beim Physiotherapeuten statt auf dem Tennisplatz

Amra Sadikovic wurde bei den Schweizer Meisterschaften in Biel von einer Bauchmuskelzerrung ausgebremst. Die erstmalige Teilnahme an den Australian Open Mitte Januar sollte aber nicht in Gefahr sein.

Nein, so hatte sich Amra Sadikovic ihren Auftritt an den Schweizer Meisterschaften in Biel garantiert nicht vorgestellt. Nach einem souveränen Sieg in ihrem ersten Match gegen Fiona Ganz musste die top gesetzte Sadikovic im Viertelfinal die Segel streichen. Gegen die klare Aussenseiterin Nina Stadler – die Ostschweizerin belegt in der Weltrangliste Platz 756 und ist damit beinahe 600 Ränge hinter Sadikovic klassiert – unterlag die 27-Jährige nach gewonnenem Startsatz mit 7:6, 4:6, 5:7.

Schmerzen bei Vorhand und Aufschlag
Doch es gibt einen Grund für das überraschende Aus der grossen Titelfavoritin: Bereits in den Wochen vor dem Turnier hatte Sadikovic mit einer Bauchmuskelzerrung zu kämpfen und entschied daher erst am Tag ihrer Erstrundenpartie, ob sie die nationalen Titelkämpfe überhaupt bestreiten soll. „Der Verband hat mich in diesem Jahr sehr stark unterstützt und ich wollte daher als Dankeschön unbedingt mitspielen“, so Sadikovic. „Beim Einspielen vor meinem ersten Match war alles in Ordnung und auch das erste Match war gut. Doch im Viertelfinal kehrten die Schmerzen zum Ende des ersten Satzes zurück.“
Sadikovic biss auf die Zähne und spielte die Partie zu Ende. Allerdings nicht mehr mit letzter Konsequenz. „Beim Aufschlag und bei der Vorhand verspürte ich starke Schmerzen. So konnte ich das Match nicht mehr gewinnen“, sagt Sadikovic, die aufgrund der Probleme mit der Bauchmuskulatur nach ihrem Aus im Einzel die Teilnahme an der Doppelkonkurrenz absagte.

Vorfreude auf Australien
Die aktuelle Nummer 184 der Weltrangliste muss sich nun in Geduld üben. Die nächsten acht Tage wird sie das Tennisracket nicht in die Hand nehmen und dafür intensiv mit dem Physiotherapeuten arbeiten. „Ich darf nichts machen, wo die Rotation ins Spiel kommt. Ich muss daher praktisch alle Trainings auslassen, ausser das Ausdauertraining. Aber in diesem Bereich muss ich sowieso noch arbeiten“, beweist Sadikovic in der für sie unangenehmen Lage Galgenhumor. Trotzdem nimmt sie die Bauchmuskelprobleme nicht auf die leichte Schulter. „Die Verletzung macht mir schon etwas Sorgen, denn ich ziehe sie nun schon über einige Wochen mit. Eine solche Verletzung bin ich mir nicht gewohnt“, so Sadikovic.
Kommt hinzu, dass der Zeitpunkt denkbar ungünstigen ist. In den nächsten Tagen wären weitere intensive Trainings auf dem Tennisplatz auf dem Programm gestanden, um sich für die Qualifikation der Australian Open, die am 12. Januar beginnt, optimal in Form zu bringen. „Ich hoffe sehr, dass die Pause reicht, um die Bauchmuskelzerrung auszukurieren, denn ich möchte unbedingt fit nach Australien reisen“, so Sadikovic. Für die Offensivspezialistin wäre es die erste Teilnahme überhaupt beim ersten Grand Slam Turnier des Jahres. „Ich freue mich sehr auf das Turnier in Australien, da ich es noch nicht kenne. Das wird sicher speziell“, blickt Sadikovic auf den Start in die neue Saison voraus.

Text und Bild von Fabio Baranzini

Freitag, 22. Januar 2016

Aufbau statt Australian Open

Tennisprofi Amra Sadikovic hat sich für die neue Saison hohe Ziele gesteckt und nimmt die Top 100 der Welt ins Visier. Ab April wird sie die Zusammenarbeit mit Muhamed Fetov weiter intensivieren.

Erstmals die Australian Open zu bestreiten, das war das grosse Ziel von Amra Sadikovic. Und dank ihrem beeindruckenden Comeback im letzten Sommer wurde das erste Grand Slam Turnier des Jahres am anderen Ende der Welt plötzlich ein ernsthaftes Thema. So ernst, dass die 26-jährige Profispielerin kurz vor Weihnachten bereits damit begonnen hatte, das Visumantragsformular für den Aufenthalt in Melbourne auszufüllen. In der Weltrangliste lag Sadikovic zu jenem Zeitpunkt auf Rang 210 – eine Klassierung, die in den letzten Jahren stets für die Teilnahme an der Qualifikation der Australian Open gereicht hat.
In diesem Jahr aber nicht. Zum Zeitpunkt des Anmeldeschlusses lag der Cut bei Rang 200. Sadikovic hätte also hoffen müssen, dass gleich zehn Konkurrentinnen auf ihre Teilnahme verzichten. „Dieses Risiko wollte ich aber nicht eingehen. Australien ist ja auch nicht gleich um die Ecke, sondern es wäre eine lange Reise gewesen bloss für eine eventuelle Teilnahme“, sagt Sadikovic, die sich in Absprache mit ihrem Coach Muhamed Fetov entschied, an Stelle der Reise nach Australien einen Aufbaublock in Angriff zu nehmen.

Die Lockerheit ist der Schlüssel
Statt nach Australien führte Amra Sadikovics Weg nach Weihnachten also nach Biel, wo sie mit Swiss Tennis Konditionstrainer Beni Linder intensiv an ihrer Fitness schuftete. Zuerst stand zwei Wochen lang die Kondition im Zentrum. In diesen Tagen liegt der Fokus jedoch bereits wieder auf dem Tennisspiel. Und das mit gutem Grund: Bereits Ende Januar startet Amra Sadikovic bei einem Turnier in Frankreich in die neue Saison.
Eine Saison, in der für die 26-Jährige aus Birr einiges drin liegt. Da sie erst im letzten Juni auf die WTA-Tour zurückgekehrt war, hat sie im ersten halben Jahr keinerlei Punkte zu verteidigen. „Wenn ich die Lockerheit der letzten Monate beibehalten kann, erwarte ich von mir, dass ich nochmals einen Schritt mache und dann kann einiges passieren“, blickt Sadikovic voraus. Bis an die Grenze der Top 100 soll es in diesem Jahr gehen. So weit nach oben also, wie noch nie zuvor in ihrer Karriere. Amra Sadikovic ist überzeugt, dass sie den Sprung in die Top 100 in ihrer zweiten Karriere schaffen wird. „Ich bin nicht mehr dieselbe Spielerin. Ich gehe viel professioneller an die Sache heran, versuche aber die Turniere trotzdem auch zu geniessen“, beschreibt sie die Veränderungen im Vergleich zu ihrem ersten Anlauf als Profi.

Fetov ab April immer dabei
Mitverantwortlich für dieses Umdenken ist auch Coach Muhamed Fetov. Der ehemalige Tennisprofi aus Baden, den Sadikovic seit vielen Jahren kennt, betreut sie seit ihrem Comeback. Und die Zusammenarbeit wird in dieser Saison noch enger werden. Ab April wird Fetov seine Tennisschule aufgeben, um sich hauptberuflich um die Karriere von Sadikovic zu kümmern. „Natürlich wird dadurch der Druck auf mich noch etwas grösser, denn ich bin mit meinen Resultaten für zwei Personen verantwortlich“, ist sich Sadikovic bewusst. „Aber für mich ist es auch ein riesiger Motivationsschub, zu wissen, dass jemand so stark an mich glaubt, dass er auch bereit ist, so viel in mich zu investieren.“ Man darf gespannt sein, was das Duo Sadikovic/Fetov in diesem Jahr erreichen wird. Der Anfang war mit dem fulminanten Comeback in den letzten Monaten schon einmal sehr vielversprechend.

Text und Bilder von Fabio Baranzini

Sonntag, 1. November 2015

Sadikovics missglückte Revanche

Amra Sadikovic (WTA 254) hat nach ihrer Finalteilnahme vor Wochenfrist beim zweiten Turnier in Kanada die Halbfinals erreicht. Viel hat nicht gefehlt und die 26-Jährige wäre erneut ins Endspiel eingezogen.

Sechs Tage waren vergangen, seit Amra Sadikovic und Jovana Jaksic (WTA 209) sich im Endspiel des Turniers im kanadischen Saguenay gegenüber gestanden hatten. In einer ausgeglichenen Partie über drei Sätze hatte sich damals die Serbin durchsetzen können. Und nun duellierten sich die beiden Kontrahentinnen erneut. Diesmal im Halbfinal des mit 50'000 Dollar dotierten ITF-Turniers in Toronto. Dass die Aargauerin dabei auf Revanche sann, war klar.
Der Start in das Halbfinalmatch verlief dann auch vielversprechend. Gleich mit 6:2 konnte sich Amra Sadikovic den ersten Satz sichern. Wesentlich ausgeglichener verlief das Spielgeschehen im zweiten Durchgang. Doch die 26-Jährige aus Birr konnte sich leichte Vorteile erkämpfen und kam zu zwei Matchbällen. Doch sie vergab beide und musste sich im Tie Break schliesslich mit 9:11 geschlagen geben. Von diesem Rückschlag erholte sich Sadikovic nicht mehr. Der dritte Satz ging gleich mit 6:0 an die formstarke Serbin Jaksic.

80 Plätze nach vorn in zwei Wochen
Damit verpasst Amra Sadikovic ihre zweite Finalqualifikation in Folge. Die Reise nach Kanada hat sich für die Aargauerin aber dennoch gelohnt. Dank den insgesamt 77 gewonnen WTA-Punkten hat sie sich in der Weltrangliste um rund 80 Plätze verbessert und wird neu in der Region von Rang 220 geführt werden. Eine Rangierung, die wohl für die Teilnahme an der Qualifikation für die Australian Open im Januar reichen dürfte.
Sadikovic hat in Kanada aber auch erneut bewiesen, dass ihre Form stimmt. Beim Turnier in Toronto hat sie die Halbfinals ohne Satzverlust erreicht und dabei im Viertelfinal Michaella Krajicek (WTA 182) mit 6:3, 6:2 geschlagen. Die Holländerin war immerhin bereits einmal die Nummer 30 der Welt und steht derzeit auf Rang 23 der Doppelweltrangliste. Wenn Amra Sadikovic auch in den kommenden Wochen und Monaten so konstant weiterspielt, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sie ihre bisher beste Weltranglistenklassierung vom Mai 2012 – Rang 179 – verbessern wird.

Text und Bild von Fabio Baranzini

Samstag, 10. Oktober 2015

„Krass, wie schnell ich wieder nach oben kam“

Vor vier Monaten hat Amra Sadikovic nach einem Jahr Pause ihr Comeback auf der WTA-Tour gegeben. Nach nur gerade acht Turnieren gehört sie bereits wieder zu den Top 300 der Welt. Zuletzt spielte sie zwei Turniere in Amerika, wo sie unter anderem beim mit 75 000 Dollar dotierten Turnier in Albquerque die Halbfinals erreichte. Es war das erste Mal überhaupt, dass sie bei einem Event dieser Grösse in die Runde der letzten vier vorgestossen war – und das als Qualifikantin.
Zurück in der Schweiz erklärt Amra Sadikovic im Interview, weshalb sie das Comeback gewagt hat, spricht über die Bedeutung ihrer Familie und verrät, weshalb sie sich über einen Anruf von Belinda Bencic besonders gefreut hat.

Amra Sadikovic, Sie sind letzten Montag eine Woche früher als geplant von Ihrer Amerika-Tour nach Hause gekommen und das obwohl Sie sehr erfolgreich gespielt haben. Warum?
Amra Sadikovic: Bei meinem zweiten Turnier habe ich gemerkt, dass ihr sowohl körperlich als auch mental sehr müde war. Ich habe in den letzten Wochen sehr viele Matches gespielt. Allein in Amerika waren es deren 14 innerhalb von eineinhalb Wochen. Ich habe daher entschieden, dass ich das dritte Turnier auslasse und zurück in die Schweiz komme, um mich zu erholen und gut auf die nächsten Matches vorzubereiten.

Sie haben diese Woche also ein paar trainingsfreie Tage eingelegt?
Nein, nicht wirklich. Ich bin am Montagmittag gelandet und am Dienstagmorgen um Viertel nach sechs stand ich bereits wieder im Kraftraum. Das war allerdings nicht geplant. Wegen des Jetlags war ich jedoch morgens um vier bereits hellwach und musste unbedingt etwas tun. Ich glaube, ich war noch nie so früh im Kraftraum. Der Mann am Empfang hatte mich jedenfalls ziemlich verwundert angeschaut. (lacht) Aber die Vorbereitung für die nächsten Turniere hat schon diese Woche wieder begonnen.

Ihr Comeback ist bisher äusserst erfolgreich verlaufen. Hand aufs Herz: Hätten Sie gedacht, dass sie so schnell wieder zu den Top 300 gehören?
Nein, definitiv nicht. Es ist krass, wie schnell ich wieder nach oben kam. Ich hätte es mir viel schwieriger vorgestellt und ich habe auch damit gerechnet, dass ich vor allem am Anfang viele Matches verlieren werde.

Es fällt auf, dass Sie seit Ihrer Rückkehr auf die Tour kein einziges Match in der Qualifikation verloren und auch sonst sehr konstant gespielt haben. Wie kommt das?
Ganz ehrlich: Ich weiss es nicht. Momentan freue ich mich einfach auf jedes Match, das ich spielen kann. Dabei ist mir ziemlich egal, ob ich in der Qualifikation antreten muss oder direkt im Hauptfeld spielen kann.

Sie gewinnen plötzlich auch auffallend viele enge Matches. Das war in der Vergangenheit nicht immer so.
Das stimmt. Ich glaube, das hängt damit zusammen, dass ich viel weniger emotionale Up and Downs habe während eines Matches. Früher spielte stark und dann war alles super. Kurz darauf folgten zwei schlechte Games und dann brach für mich eine Welt zusammen. Jetzt versuche ich, immer weiter zu kämpfen und dran zu bleiben, auch wenn es nicht wie gewünscht läuft. Das hilft mir auch, mit Niederlagen gelassener umzugehen und ich stelle nicht mehr alles in Frage, nur weil ich ein enges Match verliere. Alles in allem bin ich wohl professioneller geworden, vor allem auch neben dem Platz.

Inwiefern?
Ich bereite mich viel bewusster auf ein Match vor. Das beginnt bereits am Abend vor dem Match. Ich mache mir Gedanken zur Taktik und schaue ein paar Tennisvideos von mir an, wo ich richtig gut gespielt habe. Vor dem Match laufe ich rund 30 bis 40 Minuten ein, damit ich bereit bin. Früher habe ich einfach ein paar Mal die Arme gekreist und stand dann auf den Platz. Auch nach dem Match nehme ich das Auslaufen, das Ausdehnen und die Regeneration viel seriöser als früher. Das tut mir wirklich gut und ich kann lockerer in die Matches gehen, weil ich weiss, dass ich in der Vorbereitung alles richtig gemacht habe.

Spielen Sie heute besser als während ihrer ersten Karriere? Das ist schwierig zu sagen. Was die Beinarbeit anbelangt, bin ich noch nicht ganz dort, wo ich schon einmal war. Aber meine Schläge und mein Timing sind viel besser früher.

Wie kommt das?
Ich glaube, das hängt ein Stück weit damit zusammen, dass ich nach meinem Rücktritt ein Jahr als Tennistrainerin gearbeitet habe. Ich habe in dieser Zeit viele Stunden auf dem Tennisplatz verbracht, habe unzählige Bälle geschlagen und musste mich für jede Lektion dem Spielniveau und dem Tempo meiner Schüler anpassen.

Ihre Rückkehr auf die Tour barg auch ein gewisses Risiko. Andere Spielerinnen stehen bereits mit 18 oder 20 in den Top 100. Sie dagegen haben den Durchbruch bis 25 nicht geschafft, haben dann ihren Rücktritt erklärt und gaben nach einem Jahr Pause im Alter von 26 ihr Comeback.
Das war tatsächlich kein einfacher Entscheid. Ich hatte damals einen super Job als Trainerin, der mir viel Spass gemacht hat. Dadurch ging es mir auch finanziell gut, was zuvor als Tennisprofi längst nicht immer der Fall war. Auch privat musste ich viel zurückstecken. Ich musste mich fürs Tennis und gegen mein Privatleben entscheiden. Das war schon hart. Aber am Ende war ich nicht ganz glücklich mit meiner damaligen Situation. Ich bereute es, dass ich mich als Profi zu oft unter Druck gesetzt und an mir gezweifelt habe, statt es zu geniessen und frei drauflos zu spielen. Das wollte ich unbedingt nachholen.

Wie hat ihr Umfeld reagiert, als Sie gesagt haben, dass Sie nochmals einen Anlauf als Tennisprofi nehmen wollen?
Ich war sehr froh, dass meine Familie und vor allem meine Eltern hinter mir standen. Das hat mir enorm geholfen. Auch sonst erhielt ich viele positive Rückmeldungen. Besonders gefreut habe ich mich über den Anruf von Belinda Bencic. Sie hat mir alles Gute gewünscht und hat sich gefreut, dass ich zurückkomme. Das fand ich sehr cool. Aber grundsätzlich befasse ich mich nicht mehr so viel wie früher mit dem, was die anderen von meinen Entscheidungen halten.

Seit Ihrem Comeback trainieren Sie nicht mehr im nationalen Leistungszentrum von Swiss Tennis in Biel, sondern in Baden bei Muhamed Fetov, der seit vielen Jahren ein guter Freund von Ihnen ist. Wie funktioniert diese Zusammenarbeit?
Wir kennen uns seit vielen Jahren und verstehen uns hervorragend. Sobald wir auf dem Platz arbeiten, ist Muhi aber ganz klar der Chef. Ich habe Respekt vor ihm und merke sofort, wenn ihm etwas nicht passt. Es hilft mir enorm, dass ich einen Coach habe, der mich sehr gut kennt und genau weiss, was ich brauche. Denn wenn man nicht weiss, wie man mit mir umgehen muss, dann ist es schwierig, mit mir zusammen zu arbeiten. Mit Muhi klappt das bisher super.

Da sie in Baden und nicht mehr in Biel trainieren, können Sie auch mehr Zeit bei ihrer Familie in Birr verbringen. Was bedeutet Ihnen das? Meine Familie ist mir mega wichtig. Wenn ich nach Hause komme und meine Familie und meine Schwester mit ihren beiden Töchtern besuche, kann ich Energie tanken. Sie sorgen dafür, dass bei mir alles im Gleichgewicht bleibt. Sie holen mich wieder runter oder bauen mich auf, je nachdem in welcher Situation ich mich gerade befinde. Diese Unterstützung ist sehr wichtig für mich, denn gerade während den Turnieren bin ich oftmals alleine unterwegs. Umso schöner ist es, danach wieder nach Hause zu kommen.

Hat sich eigentlich Fed-Cup-Coach Heinz Günthardt schon bei Ihnen gemeldet?
Ja, allerdings nicht, um mich für den Fed Cup zu nominieren. Er erkundigt sich regelmässig, wie es bei mir läuft und ob ich Unterstützung brauche. Es ist aber ganz klar mein Ziel, dass ich eines Tages wieder zum Fed-Cup-Team gehöre.

Wie sehen Ihre Pläne für den Rest der Saison aus?
Ich werde noch etwa sechs Turniere spielen. Die nächsten beiden werden in Kanada sein. Das Ziel ist es, dass ich mich bis etwa auf Rang 230 der Weltrangliste verbessern kann, damit ich im Januar erstmals die Qualifikation für die Australian Open bestreiten kann. Das wäre genial.

Interview und Bilder von Fabio Baranzini

Dienstag, 28. Juli 2015

Eine späte Rückkehr zum Abschluss

Ab morgen greifen auch die Nachwuchscracks in der Königskategorie U18 der Swiss Junior Trophy ins Geschehen ein. Darunter ist auch die Australierin Priscilla Hon, die in diesem Jahr bereits an den Australian Open der Profis mitspielen konnte.

Zum ersten Mal seit 15 Jahren wird in der Schweiz wieder ein internationales Juniorenturnier der Kategorie Grad 2 ausgetragen. Dadurch gibt es mehr Punkte für die Juniorenweltrangliste zu gewinnen und die Swiss Junior Trophy in Oberentfelden lockt entsprechend auch stärkere Spieler an. Zwar mussten die Organisatoren in letzter Minute einige Absagen von hochkarätigen Nachwuchscracks in Kauf nehmen, aber dennoch sind einige vielversprechende Akteure am Start.
Dazu gehört auch die 17-jährige Australierin Priscilla Hon. Ihr Juniorenranking – derzeit Rang 272 – lässt nicht unbedingt darauf schliessen, dass sie zu den wohl grössten Talenten im Teilnehmerfeld der diesjährigen Swiss Junior Trophy zählt. Doch wirft man einen Blick auf die Weltrangliste der Profis, taucht Hon bereits an 508. Stelle auf. In diesem Jahr hat sie zudem bereits ein Turnier auf der untersten Profistufe gewonnen und durfte an den Australian Open im Hauptfeld der Doppelkonkurrenz und in der Einzelqualifikation antreten. „Das war eine unglaubliche Erfahrung. Im Doppel spielte ich mit meiner Freundin Kimberly Birrell gegen die Turniernummer fünf. Das war schon ganz speziell", so die junge Australierin. Auch sonst ist Priscilla Hon, die vor gut einem Jahr die Nummer 13 der Juniorenweltrangliste war, primär auf der WTA-Tour unterwegs. Juniorenturniere bestreitet sie praktisch keine mehr. Weshalb also der Ausflug nach Oberentfelden?

Vorbereitung auf die Profiturniere
„Ich habe hier vor drei Jahren das Turnier gewonnen und kannte daher diesen Ort. Deshalb bin ich zurückgekommen“, erzählt sie. Als just in diesem Moment Turnierdirektor Freddy Blatter vorbei läuft und Hons Antwort hört, ruft sie ihm lachend nach: „Ich bin nur wegen dir wieder hier.“ Überhaupt geht die australische Frohnatur, die erst seit zwei Tagen in Europa weilt und noch mit dem Jetlag zu kämpfen hat, sehr locker an das Turnier heran. Sie sei in erster Linie hier, um Matchpraxis zu sammeln. „Es ist das erste von vier Turnieren, die ich während meines einmonatigen Aufenthalts in Europa bestreite. Ich hoffe, dass ich einige Matches spielen kann, um den Rhythmus für die drei danach folgenden Profiturniere zu finden", blickt sie voraus.
Priscilla Hon träumt davon, eines Tages die French Open zu gewinnen. „Ich liebe es, auf Sand zu spielen. Und die French Open sind das wohl härteste Turnier, das man gewinnen kann“, sagt sie. Französische Grand Slam Luft hat sie vor wenigen Wochen bereits geschnuppert, als sie in der Juniorenkonkurrenz der French Open immerhin die zweite Runde erreicht hatte. In Oberentfelden dürfte sie wohl ein paar Runden mehr überstehen. Und wer weiss, vielleicht reicht es ihr gar zum Turniersieg. Es wäre nicht nur eine verspätete Titelverteidigung, sondern gleich auch noch ein schöner Abschluss, denn Priscilla Hon bestreitet in Oberentfelden ihr wohl letztes Juniorenturnier.

Text und Bild von Fabio Baranzini