Tim Rühl gelingt die erste Titelverteidigung an der Swiss Junior Trophy und Daniela Vukovic gewinnt erstmals ein ITF-Turnier der vierten Kategorie
Zwei Mal pro Woche trainiert Tim Rühl (ITF 166, im Bild) in Mannheim. An diesen Tagen wohnt er bei seinem Trainingskollegen Jannik Giesse (ITF 273). Diese Woche war es umgekehrt. Während der Swiss Junior Trophy in Oberentfelden war es Giesse, der bei Rühl in Waldshut-Tiengen untergekommen war. Doch diese Woche wohnten die beiden nicht nur zusammen und schlugen sich vor den Matches gemeinsam ein, sondern sie standen sich auch im Final der Swiss Junior Trophy gegenüber.
Titelverteidiger Rühl ging dabei als klarer Favorit in die Partie, hatte er doch alle bisherigen Partien gegen Giesse gewonnen. „Das Wissen um diese Serie hat mir sicher geholfen. Aber es ist trotzdem immer speziell gegen Jannik zu spielen. Vor allem in dieser Woche, in der er bei mir gewohnt hat. Es ist nicht alltäglich, dass du gegen jemanden spielst, der mit einem deiner Handtücher auf der anderen Bank sitzt“, meinte Rühl schmunzelnd.
Unscheinbar aber effizient
Rühl und Giese starteten solide ins Finalduell und lieferten sich einige attraktive Ballwechsel. Beim Stand von 4:3 für Rühl war es der Favorit, der das Zepter in die Hand nahm. Mit einem schönen Volleypunkt und einem butterweich platzierten, kurzen Backhandslice ging er bei Aufschlag Giesse 30:0 in Führung. Dieser produzierte dann unter Druck zwei leichte Fehler, Rühl gelang das Break und kurze Zeit später holte er sich den ersten Satz mit 6:3. Es war der Knackpunkt der Partie.
Der Verlauf des Matches ist typisch für Tim Rühl. Der 16-Jährige spielt unscheinbar, ist in den entscheidenden Situationen jedoch hellwach und weiss, wie er agieren muss, um den Gegner unter Druck zu setzen – und das nicht zwingend mit krachenden Winnern, sondern mit Feingefühl und Variation. „Tim besitzt die Routine eines 30-Jährigen. Er braucht nur zwei Minuten und weiss, mit welcher Taktik er den Gegner schlagen kann“, schwärmt sein Coach Christoph Back.
Die Geschichte des zweiten Satzes ist schnell erzählt: Rühl konnte dank zwei frühen Breaks auf 4:0 davonziehen, nahm danach das Tempo etwas raus und gewann 6:3, 6:3. Damit sichert er sich seinen dritten Einzeltitel auf der ITF-Tour und kann als erster Spieler seinen Titel in Oberentfelden verteidigen. „Ich hatte mir diesen Sieg zum Ziel gesetzt und bin daher erleichtert, dass es geklappt hat“, so Tim Rühl.
Zweiter ITF-Titel für Vukovic
Bei den Juniorinnen kommt die Siegerin aus der Schweiz: Die topgesetzte Daniela Vukovic (ITF 283, im Bild) gewann ihr Finalspiel gegen die Französin Sandra Bozinovic (ITF 426) nach einem Fehlstart in drei Sätzen mit 3:6, 6:2, 6:4. „Ich hatte den Anfang völlig verschlafen. Ich spielte ohne Konzept und machte viel zu viele Fehler“, analysierte Vukovic ihr Spiel. „Ab dem zweiten Satz wollte ich unbedingt gewinnen, war viel präsenter und feuerte mich selbst an.“ Diese Umstellung brachte den gewünschten Erfolg und Daniela Vukovic konnte sich den zweiten Einzeltitel auf der ITF-Tour sichern – den ersten bei einem Turnier der vierten Kategorie.
Aargauer Exploit blieb aus
Und die Aargauer? Die spielten im Bereich ihrer Möglichkeiten, jedoch ohne einen richtigen Exploit zu landen. Yanik Kälin (ITF 1355) und Luca Keist (ITF 845) schafften es ins Achtelfinale und sicherten sich damit immerhin fünf Weltranglistenpunkte. Eine Runde davor scheiterten Patrik Hartmeier (ITF 1708), der knapp mit 5:7, 6:7 gegen die Turniernummer drei Lukas Vejvara (ITF 263) verlor, und Noël Kunz (ITF 1500, im Bild) der sich dem grossgewachsenen Linkshänder Luca Castelnuovo geschlagen geben musste. Der 14-jährige Jonas Schär (ohne Ranking) konnte bei seiner Prermiere in der Königskategorie mithalten, verlor jedoch in der ersten Runde. Genauso wie Nathan Eugster (ITF 1824), der sich durch die Qualifikation gespielt hatte, Dominique Meyer (ITF 1278) und Melanie Mijukic (ohne Ranking). Ein Ausrufezeichen setzten Patrik Hartmeier und Noël Kunz im Doppel. Die beiden erreichten das Finalspiel und konnten sich so einige Zähler für die Weltrangliste gutschreiben lassen.
Obwohl kein regionaler Athlet bei seinem Heimturnier über sich hinauswachsen konnte, zog Turnierorganisator Freddy Blatter ein positives Fazit. „Das Spielniveau war im Allgemeinen höher als in den vorherigen Jahre. Bereits in den ersten Runden sah man attraktives Tennis und auch die Aargauer haben gut gespielt.“ Blatter freute sich zudem über die Tatsache, dass es in diesem Jahr auf und neben den Plätzen sehr ruhig zu und her ging. „Wir hatten keine Zwischenfälle. Die Spieler gewöhnen sich langsam an die Regeln der internationalen Turniere und so gibt es weniger Diskussionen und Unklarheiten.“
Text und Bilder von Fabio Baranzini