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Mittwoch, 11. November 2015

Der Sport wird zur Nebensache

Die Aargauerin Stefanie Vögele leidet immer noch unter dem Tod ihres Vaters. Im Gespräch mit der Aargauer Zeitung erklärt sie, was sich seit dem Schicksalsschlag verändert hat und wie sie die schwierige Saison erlebt hat.

Sentimentalitäten haben im Profisport keinen Platz. Das Geschäft ist knallhart. Wer nicht funktioniert, fliegt gnadenlos raus. Seit gut zweieinhalb Jahren kämpft die Aargauer Tennisspielerin Stefanie Vögele auf dem Platz nicht nur gegen ihre Konkurrentin, sondern auch gegen sich selbst. Ihr geliebter Vater er- krankte an Krebs, vor 14 Monaten ist Bruno Vögele gestorben. Die 25-Jährige war blockiert, konnte ihr Potenzial nicht mehr abrufen.
Vor zwei Jahren stand die Aargauerin auf Platz 42 der Welt. Vor vier Wochen war sie bis auf Rang 165 zurückgefallen. Doch so langsam findet sie wieder aus dem Tief. Sie hat sich gefangen und geht auch wieder als Siegerin vom Platz. Seit den Turnieren nach dem US Open im September geht es ihr besser. Das hat ihr Sicherheit auf dem Platz gegeben. Zwar sind ihre Resultate noch nicht berauschend gewesen, aber sie habe ein gutes Gefühl gehabt. "Das war wieder ein Anfang."

Leben hat sich total verändert
"Ich brauchte Zeit, um diese ganze Situation zu verarbeiten", sagt sie. Ihr Leben hat sich total verändert. Plötzlich wurden ganz andere Fragen in ihrem Leben wichtig. Sieg oder Niederlage auf dem Tennisplatz rückten in den Hintergrund. "Es wäre aber auch komisch gewesen, wenn ich keine Probleme damit gehabt hätte", sagt Vögele. "Und ganz werde ich den Tod meines Vaters wohl nie überwinden."
Obwohl die Situation schwierig gewesen ist, wollte sie zu keinem Zeitpunkt eine längere Pause einlegen oder gar aufhören. "Mir war lieber, an ein Turnier zu fahren und es zu versuchen, als zu Hause rumzusitzen. Denn das wäre noch viel schlimmer gewesen." Sie sei zu dieser Zeit schon etwas verloren gewesen. "Mein Vater hat mir sehr viel bedeutet", sagt sie. Vor allem auch im Tennis, er habe sie ja am meisten unterstützt. "Es war sehr schwer, diese Wurzeln zu verlieren, aber jetzt habe ich wieder Boden unter den Füssen", erklärt sie. "Ich kann nun damit besser umgehen und mich auf dem Platz besser konzentrieren." Ihre ganze Familie hat sehr unter dem Verlust gelitten. Deshalb hat Vögele auch Hilfe von aussen gesucht. "Ich bin zu einem Psychiater nach Basel gegangen, den hat mir meine Schwester empfohlen, jemanden, der überhaupt nichts mit Sport zu tun hat", erzählt sie. "Er hat mir sehr viel geholfen, obwohl ich noch nicht allzu oft bei ihm gewesen bin", sagt sie. "Wir haben geredet, er hat mir alles erklärt, auch dass es völlig normal und okay ist, dass ich leide."
Sie habe dann nur noch wenig in den Zeitungen gelesen. "Jetzt regen mich negative Artikel aber nicht mehr so auf, das ist nicht so wichtig", betont sie. "Bei Niederlagen störte mich, dass ich nicht frei spielen konnte, kein gutes Tennis gezeigt habe." Es sei aber zu diesem Zeitpunkt wichtiger gewesen, andere Blockaden zu lösen, als übers Tennis zu grübeln. "Jetzt bin ich froh, dass es mir wieder besser geht, und vor allem, dass ich einen Weg gefunden habe, damit umzugehen", sagt sie. Ihre Einstellung hat sich geändert, auch wenn es noch Zeit braucht. "Es war für mich unvorstellbar, dass meine Eltern sterben könnten ich dachte immer, sie leben ewig", blickt sie zurück. Jetzt sieht sie jeden Tag als Geschenk. Nur: Wenn sie nach ein paar Matches müde ist, fällt sie ins alte Muster zurück. "Manchmal rege ich mich über Sorgen auf, die gar keine sind", gibt sie zu. Sie müsse sich sagen, es sei ein Spiel, ein Sport. Manchmal sei halt die Gegnerin besser. "Wichtig ist, dass ich mit mir zufrieden bin."

Den Spass nie verloren
Spass an ihrem Sport hat sie eigentlich immer gehabt, auch wenn es nicht so ausgesehen hat. Schliesslich war Tennis seit je ihre Leidenschaft. Und als Kämpferin ist sie sowieso bekannt. Zuletzt hat sie sogar an zwei Fronten gekämpft. "Auf dem Platz und daneben, wo ich mein Herz wieder heilen, mich wieder finden musste." Auch innerhalb der Familie hat sich vieles zum Guten verändert. Jetzt kann sie ihr auch wieder Halt geben.
Inzwischen wohnt Vögele wieder in ihrem Elternhaus in Leuggern. Sie werde aber in Zukunft vermehrt Trainingstage mit anderen Spielerinnen einlegen, so wie zuletzt vier Tage in Prag. Mit diesen Kolleginnen, unter anderem der Luxemburgerin Mandy Minella, hat sie ein wenig über ihre Probleme gesprochen, aber nicht im Detail. "Ich wollte sie nicht mit meinen Problemen belasten. Schliesslich muss sich jede Spielerin auf den Sport konzentrieren."
Sportlich hat ihr das Turnier in Linz vor vier Wochen einen wichtigen Schub gegeben, mit vier Siegen in Folge. "Das habe ich mir gewünscht, wieder einmal viele Matches auf gutem Niveau zu spiele", sagt Vögele. Ihr Tennis sei aber durch den Schicksalsschlag sicher nicht schlechter geworden, meint sie. "Natürlich gibt es auch immer Dinge, die ich noch verbessern kann. Aber mein Aufschlag wird sicher nicht mehr Extraklasse."
Noch ist die Saison für Vögele nicht zu Ende. Gestern scheiterte sie in Limoges an Mandy Minella. Taipeh und Japan stehen noch auf dem Programm. Vögele versucht, sich auf der Weltrangliste noch um rund 20 Plätze zu verbessern. Dann bliebe ihr im nächsten Jahr beim Australian Open die Qualifikation erspart. Eine Woche Ferien macht sie auf der Rückreise von Asien mit ihrer Familie in Dubai, und dann gehts an die Vorbereitung für die nächste Saison. "Doch daran denke ich noch gar nicht, ich spiele jetzt einfach, wie es kommt", sagt sie.

Text von Michael Wehrle (Aargauer Zeitung), Bild von Fabio Baranzini

Sonntag, 22. Februar 2015

Der perfekte Abschluss

Alexander Sadecky (N1, 10) gewinnt dank einer beeindruckenden Leistung zum ersten Mal die Leuggern Open. Im Finale schlug er Ivo Klec (N1, 7) in zwei Sätzen mit 6:2, 6:3.

Das Drehbuch hätte selbst ein Hollywood-Regisseur nicht besser schreiben können: Seit beinahe 15 Jahren versucht der Würenloser Alexander Sadecky die Leuggern Open zu gewinnen. Doch der grosse Triumph bei seinem Heimturnier blieb ihm bisher verwehrt. Selbst in seinen besten Jahren als Profi konnte er das Turnier, das sein früherer Trainer Michael Back organisiert, nicht gewinnen. Mehr als zehn Mal ist er angetreten, aber gereicht hat es nie. 2011 stand er zwar im Endspiel, hatte jedoch Pech, da er wegen Übelkeit kaum spielen konnte. Und jetzt - bei der zwanzigsten und letzten Ausgabe - stand Alexander Sadecky wieder im Final.
Allein schon das Erreichen des Endspiels ist eine Leistung, die man so nicht hatte erwarten dürfen. Sadecky, der seit nun mehr zwei Jahren nicht mehr als Profi unterwegs ist, hat bei den diesjährigen Leuggern Open, die so stark besetzt waren wie noch nie zuvor, im Halbfinal die aktuelle Weltnummer 231 Peter Torebko geschlagen. Gegner aus dieser Weltranglistenregion hat Sadecky selbst als Profi nicht jeden Tag aus dem Weg geräumt. Dennoch ist ihm dieses Kunststück in Leuggern gelungen - obwohl der grossgewachsene Linkshänder erst eine Woche davor aus dem Urlaub zurück gekehrt ist.

Wohl dosiertes Risiko
Im letzten Finalspiel der Leuggern Open trat Alexander Sadecky an, um sich den Traum vom Heimsieg doch noch zu verwirklichen. Sein Gegner, der Slowake Ivo Klec (ATP 314), war jedoch erneut eine grosse Hürde. „Ich habe einen riesen Respekt vor ihm. Im Sommer war ich chancenlos, obwohl ich gut gespielt hatte“, so Sadecky.
Doch im Endspiel kam alles anders: Der 27-jährige Aargauer, der seine Brötchen mittlerweile als Tennistrainer verdient und daneben die Matura nachholt, suchte sein Heil in der Offensive. Allerdings nicht kopflos, sondern mit wohl dosiertem Risiko und grosser Konsequenz. „Ich wollte die Ballwechsel kurz halten und eine hohe Prozentzahl erster Aufschläge im Feld haben“, erklärte Sadecky. Diese Taktik setze er beinahe in Perfektion um, so dass sein Kontrahent Ivo Klec Mitte des zweiten Satz verzweifelt fragte: „Machst du eigentlich auch mal einen leichten Fehler?“
Nein, war die Antwort. Sadecky zog sein Spiel durch und holte sich dank einem beeindruckenden 6:2, 6:3-Sieg den ersten Titel an den Leuggern Open. „Es ist für mich ein riesen Highlight, dieses Turnier bei der allerletzten Ausgabe gewinnen zu dürfen“, freute sich Sadecky. Es war der perfekte Abschluss für ihn, für Organisator Michael Back und für die Leuggern Open.


Starke Aargauer
Natürlich hat der langersehnte Heimsieg von Alexander Sadecky auch die Leistungen aller anderen Aargauer Akteure überstrahlt. Doch er war nicht der einzige, der positiv zu überraschen vermochte. Auch Qualifikant Muhamed Fetov (N3, 51, im Bild) spielte gross auf. Nach drei Siegen in der Qualifikation vermochte er im Hauptfeld zuerst Tim De Heer (N4, 130) und danach gleich auch noch Kantonsrivale Oliver Mrose (N2, 20) in zwei Sätzen auszuschalten. Selbst der Turniernummer eins Peter Torebko (N1, 5) nahm er den ersten Satz ab, ehe er sich mit 7:6, 3:6, 2:6 geschlagen geben musste. 
Bis ins Achtelfinal schafften es auch Ibrahim Fetov (N3, 48) und Jens Hauser (N2, 22). Weniger gut lief es hingegen Marc P. Schärer (N4, 93), Slobodan Mavrenski (N4, 133) und Yanik Kälin (N4, 91). Sie alle scheiterten in der ersten Runde, wobei vor allem Kälin besonderes Pech zu beklagen hatte. Beim Versuch, aus vollem Lauf einen Passierball zu schlagen, knickte er um und zog sich eine Bänderverletzung zu. 

Text und Bilder von Fabio Baranzini

Dienstag, 17. Februar 2015

„Das Turnier löst nicht mehr dieselbe Begeisterung aus“

Morgen beginnen die letzten Leuggern Open. Michael Back, der fünfzehn der insgesamt zwanzig Ausgaben organisiert hat, blickt zurück und erklärt, weshalb das Ende des Turniers auch für ihn persönlich ein grosser Schritt ist.

Michael Back, im November haben Sie bekannt gegeben, dass die 20. Ausgabe der Leuggern Open auch die letzte sein wird. Jetzt können Sie aber das beste Teilnehmerfeld der Geschichte präsentieren - bleiben Sie trotzdem bei Ihrem Entscheid?
Michael Back: Ja, man soll schliesslich dann aufhören, wenns am schönsten ist. Mit einer Jubiläumsausgabe und vier Spieler aus den Top 500 der Welt den Schlusspunkt zu setzen, ist doch eine tolle Sache.

Sie sagten einst in einem Interview, dass die Durchführung der Leuggern Open ein finanzieller Kraftakt sei. Ist dies der Hauptgrund für das Ende des Turniers?
Nein, denn wir haben mit dem Turnier kein einziges Mal Geld verdient. Das Finanzielle ist also nicht der Hauptgrund. Aber natürlich wurde es immer schwieriger, Sponsoren zu finden.

Was war dann der Grund?
Das Turnier löst nicht mehr dieselbe Begeisterung aus. Die Leute können Tennis über die neuen Medien zu jeder Zeit überall konsumieren und müssen dafür nicht mehr als Zuschauer in die Halle kommen. Linienrichter und Ballkinder zu finden, war früher kein Problem. Heute müssen wir Leute aus Zürich und St. Gallen anfragen. Und obwohl wir in der Schweiz unheimlich verwöhnt sind, was den Tennissport angeht, ist die Begeisterung sehr bescheiden. An anderen Ort würden die Leute ausflippen, wenn sie die aktuelle Tennissituation der Schweiz hätten.

Die beschriebene Entwicklung ist nicht von einem Tag auf den anderen eingetreten. Trotzdem haben Sie das Turnier bis jetzt weiter geführt.
Richtig, denn das war mein Weg, dem Tennissport treu zu bleiben. Früher war ich ein erfolgreicher Tennistrainer (bis zu fünf Top-10-Spieler der Schweiz trainierten gleichzeitig bei Back, Anm. d. Red.). Das war meine Berufung. Seit meinem Autounfall vor gut 15 Jahren kann ich aber nicht mehr auf dem Platz stehen. Das war ein harter Schlag für mich. Die Organisation der Leuggern Open war eine Option, wie ich mit dem Spitzentennis in Kontakt bleiben und mein Schicksal verarbeiten konnte.

Mit der letzten Ausgabe der Leuggern Open verabschieden Sie Sie sich nun also ganz aus dem Tennissport.
Ja. Irgendeinmal musste dieser Schritt kommen. Ich bin jetzt soweit, dass ich auch emotional loslassen kann.

Was werden Sie am meisten vermissen?
Die Finaltage waren immer mein Highlight. Zudem war es schön, die Anerkennung und den Respekt der Spieler zu erfahren, die an den Leuggern Open teilgenommen haben.

Welches Match wird Ihnen besonders in Erinnerung bleiben?
Das Finalspiel zwischen Thomas Schiessling und Guiseppe Menga 2007. Die beiden haben sich einen riesigen Kampf über fünf Sätze geliefert. Das war klar das längste Endspiel und eines der spektakulärsten.

Zurück zur Gegenwart: Wer ist in diesem Jahr Ihr Favorit?
Das kann ich am Freitagabend sagen, wenn ich alle Spieler auf dem Platz gesehen habe. (lacht) Ich bin aber gespannt auf die Turniernummer eins Peter Torebko (ATP 231). Ihn habe ich noch nie spielen sehen.



Die sportliche Ausgangslage: Vier Spieler aus den Top 500 am Start
Zum Abschluss ist das Tableau der Leuggern Open so stark besetzt wie noch nie zuvor. Nicht weniger als vier Spieler aus den Top 500 der Welt sind am Start. Mit dem Deutschen Peter Torebko, der an Nummer eins gesetzt ist, ist gar die aktuelle Weltnummer 231 dabei, die vor wenigen Wochen an den Australian Open die zweite Qualifikationsrunde erreicht hat. Gespannt sein darf man auch auf das Abschneiden von Ivo Klec (ATP 314), Adrian Sikora (ATP 373) und Michal Schmid (ATP 459).
Erfreulicherweise figurieren trotz des starken Teilnehmerfeldes zwei Aargauer Spieler in der Setzliste der besten acht Spieler. Alexander Sadecky (N1, 10), dem sich die letzte Chance bietet, sein Heimturnier doch noch zu gewinnen, wird als Nummer sechs geführt und der Klignauer Oliver Mrose (N2, 20, im Bild) ist die Nummer acht. Neben den beiden nominell stärksten Aargauer Vertretern stehen gleich noch sechs weitere Akteure aus dem Kanton im Hauptfeld der Leuggern Open. Es sind dies Jens Hauser (N2, 22), Ibrahim Fetov (N3, 48), die Qualifikanten Muhamed Fetov (N3, 51) und Marc P. Schärer (N4, 94), sowie die beiden Wild-Card-Empfänger Yanik Kälin (N4, 91) und Slobodan Mavrenski (N4, 133).

Text und Bilder von Fabio Baranzini

Freitag, 6. Februar 2015

Wird er der erste Titelverteidiger?

An der Swiss Junior Trophy in Oberentfelden konnten die Aargauer Nachwuchscracks in der Einzelkonkurrenz nicht über sich hinauswachsen. Trotzdem überzeugt mit Tim Rühl ein Spieler mit Aargauer Bezug.

Nur rund drei Kilometer haben gefehlt. Hätte Tim Rühl das Licht der Welt drei Kilometer weiter südlich erblickt und wäre dort aufgewachsen, wäre er Aargauer und im Besitz eines Schweizer Passes. Doch er ist vor sechzehn Jahren in Waldshut-Tiengen zur Welt gekommen, wo er noch heute wohnt, und ist folglich deutscher Staatsangehöriger.

Regelmässige Abstecher in den Aargau
Trotzdem weilt Rühl, der bei den unter 14-Jährigen Deutscher Meister geworden ist und noch heute zu den besten deutschen Tennisspielern seines Jahrgangs gehört (Top 3), regelmässig im Kanton Aargau. Im Winter trainiert er zwei bis drei Mal pro Woche bei Christoph Back in Leuggern, wo er unter anderem mit dem amtierenden Aargauer Meister Oliver Mrose spielt. Doch Rühl feilt im Aargau nicht nur an seiner Tenniskarriere, sondern er sammelt im Rüebliland auch fleissig Punkte für die Juniorenweltrangliste. Vor einem Jahr hat er in Oberentfelden den Titel an der Swiss Junior Trophy im Einzel gewonnen und hat im Doppel das Endspiel erreicht. Und auch in diesem Jahr stehen die Chancen gut, dass Rühl die Halle wieder als Sieger verlässt. Es wäre das erste Mal überhaupt, dass ein Spieler bei der Winterausgabe der Swiss Junior Trophy seinen Titel verteidigen könnte. Dazu fehlt dem 16-Jährigen nur noch ein Sieg im heutigen Finalspiel gegen den Deutschen Jannik Giesse.
Dass Tim Rühl, der aktuell den 166. Rang in der Juniorenweltrangliste besetzt, an der Swiss Junior Trophy teilnimmt, ist nicht selbstverständlich. Das Turnier in Oberentfelden ist verhältnismässig klein und für einen Spieler vom Kaliber eines Rühl gibt es nur wenige Punkte zu gewinnen. Weshalb also die Teilnahme? «Ich fühle mich in Oberentfelden sehr wohl. Die Halle und der Belag liegen mir und es ist ein grosser Vorteil, dass ich in der Nähe wohne. So kann ich jeweils zu Hause schlafen», erklärt Rühl. Kommt hinzu, dass es zu Beginn des Jahres nur wenige höher dotierte Juniorenturniere in Europa gibt.

20 Stunden Training wöchentlich
Bald schon wird Rühl, der wie sein Vorbild Andy Roddick eine offensive Spielweise pflegt, bei grösseren Turnieren auf Punktejagd gehen. Und das mit einem klaren Ziel: «Ich will mich in diesem Jahr so weit nach vorne arbeiten, dass ich an den Junioren-Grand-Slam-Turnieren teilnehmen kann», sagt Rühl.
Dafür muss er in der Weltrangliste noch um rund 100 Positionen nach oben klettern. Damit ihm dies gelingt, trainiert er rund 20 Stunden pro Woche und arbeitet intensiv an seiner Beweglichkeit und seinen mentalen Fähigkeiten. Im Sommer 2016 schliesst er sein Abitur ab und versucht dann, als Profi Fuss zu fassen.

Text und Bilder von Fabio Baranzini

Mittwoch, 26. November 2014

Die Jubiläumsausgabe ist zugleich auch die Schlussausgabe

Im kommenden Februar finden die traditionellen Leuggern Open statt. Die 20. Ausgabe dieses stets stark besetzten Preisgeldturniers wird jedoch auch die letzte sein.

Vom 19. – 22. Februar finden bereits zum 20. Mal die Leuggern Open statt. Das Preisgeldturnier im nordöstlichen Teil des Kantons Aargau hat sich über die Jahre zu einem fixen Bestandteil der Turnierkalender vieler Spitzenspieler aus dem In- und Ausland entwickelt. In der Siegerliste sind klangvolle Namen zu finden wie beispielsweise jener von Julian Knowles (1996), der zu den zehn besten Doppelspielern der Welt gehört und 18 ATP-Titel gewonnen hat, oder der des frisch gebackenen Davis Cup Siegers Marco Chiudinelli (2000).
Allerdings wird sich nur noch ein weiterer Spieler in diese illustre Siegerliste eintragen lassen können, denn die 20. Ausgabe im kommenden Februar wird zugleich auch die letzte sein. „Es ist immer schwieriger geworden, in der heutigen Zeit die nötigen Sponsorengelder aufzutreiben, um einen Anlass dieser Grösse zu organisieren“, so Centerleiter und Turnierorganisator Michael Back. Zu den besten Zeiten schüttete das Turnier eine Gesamtsumme von 15'000 Franken an Preisgeldern aus.

Schwieriger Entscheid
In den letzten Jahren wurde die Summe um einen Drittel gekürzt und trotzdem mussten die Organisatoren kämpfen, dass sie keine Verluste machten. „Ich habe den Entscheid lange mit mir herumgetragen. Ich habe meine Wurzeln im Wettkampftennis und kenne noch heute praktisch alle Spieler persönlich, die am Turnier teilnehmen. Umso schwieriger war es, einen Schlussstrich zu ziehen“, führt Back aus. Denn besonders für die Spieler aus der Region, wie beispielsweise Alexander Sadecky, Oliver Mrose oder Yanik Kälin, etwas zu tun, sei eine grosse Motivation gewesen, so Back weiter.

Würdiger Abschluss
Die Jubiläumsausgabe soll nun aber einen würdigen Abschluss der Ära der Leuggern Open bilden. „Wir haben das Preisgeld nochmals auf 15'000 Franken erhöht und hoffen, dass wir so zum Abschluss noch einige Spitzenspieler anlocken werden, damit wir ein tolles Teilnehmerfeld haben“, blickt Back voraus.
Ganz so starke Spieler wie in der Vergangenheit, werden die Leuggern Open aber wohl trotz des höheren Preisgeldes nicht anlocken können. Besonders ein Spieler ist dem langjährigen Turnierorganisator in Erinnerung geblieben: der Deutsche Davis Cup Spieler Jens Wöhrmann. „Er war der bestklassierte Spieler, der je bei uns teilgenommen hat. Er war damals die Nummer 170 der Welt“, so Back. Dass ein Spieler dieses Kalibers teilgenommen hat, ist auch ein Indiz dafür, welch hohen Stellenwert die Leuggern Open über die Jahre in der Tennisszene erlangt haben.

Text und Bild von Fabio Baranzini

Sonntag, 23. Februar 2014

Den Kopf gerade noch aus der Schlinge gezogen

Der Deutsche Maximilian Abel (N2, 16, erstes Bild) gewinnt das Finale der Leuggern Open gegen Claude Benz (N4, 83, zweites Bild) und verteidigt damit als erster Spieler seinen Titel.

Claude Benz gegen Maximilian Abel. Die Nummer 83 der Schweiz gegen die Nummer 16. Qualifikant gegen Titelverteidiger. Bei dieser Affiche erübrigte sich die Frage nach dem Favoriten. Die Zuschauer stellten sich wohl insgeheim auf ein schnelles Finalspiel ein. Doch sie sollten sich täuschen. Claude Benz, der 21-jährige Mittelschüler aus Thun, legte so los, wie man das eigentlich von Abel hätte erwarten können: offensiv und schnörkellos.
Mit seinem Aufschlag variierte der Linkshänder geschickt, dominierte die Ballwechsel mit seiner starken Vorhand und beging dabei kaum Fehler. Sein Gegenüber hatte Mühe, ins Spiel zu finden. Abel wirkte erstaunlich passiv, gerade beim Returnspiel. Entsprechend verdient ging der erste Satz mit 6:4 an Aussenseiter Benz, der eindrücklich zeigte, weshalb er vor einigen Jahren bereits einmal die Nummer 26 der Schweiz war und sich bei den Junioren drei Mal den Schweizer Meistertitel gesichert hatte.

Knackpunkt bei 3:3
Auch im zweiten Durchgang blieb das Finale der 19. Leuggern Open eine enge Kiste. Nach wie vor liess Benz keine Schwächen erkennen, was bei Abel zunehmend Spuren hinterliess. Einige ungläubige Blicke da, ein Kopfschütteln dort, der 31-jährige Deutsche hatte sich das Finalspiel anders vorgestellt. „Ich war nicht überrascht, dass er so stark war, denn wir spielen im selben Team Interclub. Trotzdem wollte ich das Spiel diktieren, wie ich mir das gewohnt bin. Entsprechend war der Spielverlauf frustrierend und es fiel mir unglaublich schwer, immer ruhig zu bleiben“, so Abel.
Als Benz bei 3:3 gar noch zu zwei Breakchancen kam, ging es für den Titelverteidiger endgültig ans Eingemachte. Doch just in diesem Moment zeigte Abel seine ganze Klasse. Er wehrte die beiden Breakbälle ab, holte sich das Game und kurz darauf mit einem krachenden Backhandreturn-Winner den zweiten Satz.

Abel hat Lust auf mehr
Was danach folgte, war eine Demonstration des Deutschen, der in Frankfurt als Tennistrainer arbeitet und daneben Preisgeldturniere und Ligaspiele bestreitet. Abel machte gehörig Druck, fand die nötige Länge in seinen Grundschlägen und verbuchte deutlich mehr Gratispunkte mit seinem Aufschlag. „Nachdem ich den zweiten Satz gewonnen hatte, fasste ich Vertrauen und konnte endlich offensiver spielen“, sagte er. Die logische Konsequenz: Abel gewann das Endspiel mit 4:6, 6:4, 6:1 und kann damit als erster Spieler überhaupt seinen Titel an den Leuggern Open verteidigen. Und der Deutsche hat noch nicht genug. Von Organisator Christoph Back darauf angesprochen, ob er im nächsten Jahr wieder antrete, meinte er mit einem Lachen: „Ja klar, Hattrick oder?“

Fetovs überzeugen
Claude Benz war nicht der einzige Spieler, der an der diesjährigen Ausgabe der Leuggern Open zu überraschen wusste. Erfreulicherweise zeigten auch die Aargauer Akteure gute Leistungen – allen voran die Gebrüder Fetov. Muhamed Fetov (N4, 75) schaffte als Qualifikant den Sprung in den Viertelfinal, wo er dann gegen Benz den Kürzeren zog. Davor hatte er allerdings im Achtelfinal den topgesetzten Franzosen Franck Pépé (N1, 7) mit 6:4, 7:6 geschlagen. Gar noch eine Runde weiter kam sein jüngerer Bruder Ibrahim (N3, 42). Dieser schlug nach einem sicheren Auftaktsieg den Spanier Pedro Salas (N2, 23) deutlich mit 6:1, 6:3 und gewann auch sein Viertelfinalspiel gegen den Bezwinger von Alexander Sadecky (N2, 11), den Romand Frédéric Novas (R1), in einem hocklassigen Spiel mit 7:6, 6:7, 6:4. Im Halbfinale war dann Abel eine Nummer zu gross.

Text und Bilder von Fabio Baranzini

Freitag, 1. November 2013

"Die Zeit mit der Familie wird mir immer wichtiger"

In der letzten Saison hat sich Stefanie Vögele (WTA 44) in der Weltrangliste um 69 Plätze nach vorne gearbeitet und ist die neue Nummer eins der Schweiz. Im Interview blickt sie auf ihre bisher erfolgreichste Saison zurück.

Stefanie Vögele, im Halbfinale von Luxemburg mussten Sie wegen einer Oberschenkelblessur aufgeben. Wie schlimm ist die Verletzung?
Stefanie Vögele: Ich habe mir einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel zugezogen und muss daher drei bis vier Wochen aussetzen. Meine geplanten Ferien werden dadurch gar etwas verlängert. So betrachtet ist der Zeitpunkt der Verletzung gar nicht so schlecht. (lacht)

Wie sehen Ferien bei Ihnen aus? Haben Sie nach den vielen Reisen während der Saison überhaupt noch Lust, ins Ausland zu gehen?
Letzte Woche verbrachte ich einige Tage mit Wellness im Schwarzwald. Obwohl, Ferien darf man dem ja fast nicht sagen, wenn ich nur gerade eine Stunde von zu Hause weg bin. Ich hatte jedoch keine Lust, wieder ins Flugzeug zu steigen, denn in dieser Saison bin ich schon genug gereist. Die restlichen Ferientage werde ich bei meiner Familie in Leuggern verbringen.

Wie wichtig ist Ihnen die Zeit mit Ihrer Familie?
Die wird mir immer wichtiger. Früher war ich manchmal froh, dass ich von zu Hause weg kam, aber jetzt geniesse ich die Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden umso mehr. Bei ihnen kann ich viel besser abschalten, als wenn ich allein in meiner Wohnung in Biel bin und die Abende vor dem Fernseher verbringe.

Sie können auf Ihre mit Abstand erfolgreichste Saison zurückblicken. Was war ihr persönliches Highlight?
Es gab verschiedene Höhepunkte, aber das Erreichen der dritten Runde an den French Open war schon speziell. Ich bin aber mit der ganzen Saison sehr zufrieden.

Im Vergleich zu früheren Jahren fällt auf, dass Ihre Leistungen konstanter geworden sind.
Ja, die Konstanz war der Schlüssel zum Erfolg. Ich konnte aber mein Spiel in allen Bereichen weiterentwickeln. Dennoch sind die guten Resultate nicht selbstverständlich. Nur weil ich einmal eine Spitzenspielerin geschlagen habe, kann ich nicht erwarten, dass es so weiter geht. Ich muss meine Leistung jedes Mal wieder bestätigen. Sobald ich nicht ganz auf der Höhe bin, reicht es nicht mehr. Das musste ich auf der Amerika-Tour im Sommer feststellen, als ich einige unnötige Niederlagen kassierte.

Wie schwierig war es, aus dieser Negativspirale auszubrechen? Nach der wenig erfolgreichen Amerika-Tour folgten ja auch noch zwei Erstrundenniederlagen in Asien.
Das ar in der Tat nicht ganz einfach. Vor allem weil ich jeweils mehrere Wochen unterwegs war und es nach einer Niederlage sechs oder sieben Tage dauerte bis zum nächsten Match.

Da blieb viel Zeit, um über Niederlagen nachzudenken.
Ja, es kam schon vor, dass ich am Abend oder auch noch am darauffolgenden Tag über eine Niederlage nachdachte. In solchen Situationen darf ich mich aber nicht runterziehen lassen und ein verlorenes Match als Weltuntergang betrachten. Das ist einfacher gesagt als getan, aber es gelingt mir immer besser. Ich bin mental stärker geworden und habe mehr Selbstvertrauen. Das zeigten auch die Halbfinalqualifikationen in Linz und Luxemburg, die direkt auf die Niederlagen in Amerika und Asien folgten.

Bei diesen beiden Turnieren haben Sie gleich fünf Mal in drei Sätzen gewonnen. Zufall?
Ich hatte schon immer die Tendenz, langsam zu starten. Vielleicht sollte ich jeweils vor meinen Matches einen Satz auf dem Trainingsplatz spielen, damit ich bereit bin. (lacht) Es ist ein gutes Zeichen, dass ich diese Matches alle gewonnen habe, aber ich muss unbedingt daran arbeiten, dass ich den Start nicht verschlafe.

Dank Ihren starken Leistungen stehen Sie vermehrt im Fokus der Öffentlichkeit und werden zu Anlässe wie beispielsweise dem Super10Kampf eingeladen. Geniessen Sie das?
Ich bin nicht jemand, der die Aufmerksamkeit sucht und sich selbst einlädt, um sich zu zeigen. Auftritte in der Öffentlichkeit gehören zu meinem Beruf und ich komme diesen gerne nach. Vor allem über die Einladung zum Super10Kampf habe ich mich sehr gefreut. Ich verstehe diese als Anerkennung für meine guten Leistungen in diesem Jahr auf. Umso schwieriger fiel es mir, dass ich wegen meiner Verletzung absagen musste. Jetzt schaue ich mir das Ganze halt von der Tribüne aus an und geniesse das Buffet.

Mit dem sportlichen Erfolg steigt nicht nur das Interesse der Öffentlichkeit sondern auch das Preisgeld. Sie haben in diesem Jahr 360'000 Franken verdient, was in etwa der Hälfte dessen entspricht, was Sie zuvor in neun Profijahren verdient haben. Was bedeutet Ihnen das?
Es ist sicher schöner, wenn man mehr verdient und beispielsweise bei Reisen nicht aufs Geld schauen muss. Ich spiele aber nicht Tennis wegen dem Geld. Ich sehe das mehr als Bonus dafür, dass ich meine Arbeit gut mache und gönne mir dann ab und zu etwas Schönes.

Text und Bild von Fabio Baranzini

Donnerstag, 21. Februar 2013

Sadeckys Heimturnier als Standortbestimmung

Morgen beginnt in Leuggern die 18. Austragung der Leuggern Open. Mit dabei ist auch der 25-Jährige Aargauer Alexander Sadecky (N1, 10), der in diesem Jahr zum ersten Mal den Titel holen möchte. 

Mit seinem Heimturnier – Leuggern liegt nur etwas mehr als 20 Kilometer von seinem Wohnort Würenlos entfernt – hat Alexander Sadecky noch eine Rechnung offen. Obwohl er regelmässig teilgenommen hat, konnte er die Leuggern Open, die von seinem ehemaligen Trainer Michael Back organisiert werden, noch nie gewinnen. 2011 stand er im Final, unterlag dort aber Sandro Ehrat in zwei Sätzen. In diesem Jahr soll es nun klappen mit dem Turniersieg. „Ich komme nach Leuggern, um das Turnier zu gewinnen“, sagt er. 

Training mit Titelverteidiger 
Trotz der selbstbewussten Zielformulierung geht Sadecky auch mit einer Portion Ungewissheit an den Start. Die Leuggern Open sind sein erstes Turnier seit gut zwei Monaten, als er an den Schweizer Meisterschaften in Biel das Endspiel erreichte. „Ich bin physisch und mental bereit und auch mein Tennis ist im Training sehr solid. Wie gut ich aber wirklich in Form bin, wird sich erst im Turnier zeigen“, so Sadecky. Damit er optimal vorbereitet ist, trainiert er derzeit mit Titelverteidiger Robin Roshardt (N1, 9), der auch in diesem Jahr wieder zum engsten Favoritenkreis gehört. Gemeinsam mit den Franzosen Franck Pépé (N1, 7), Alexandre Renard (N1, 8) und Yannick Thivant (N1, 8) dürfte er im Kampf um den Titel zu Sadeckys härtesten Gegnern zählen. Für den Würenloser geht es in Leuggern nicht nur darum, erstmals den Titel zu holen, sondern das grösste Aargauer Preisgeldturnier dient auch als Standortbestimmung bei der Vorbereitung auf die drei Future Turniere, die im März in der Schweiz stattfinden. Dort möchte Sadecky sein ATP-Punktekonto aufstocken. 

Eigene Firma 
Auch wenn Tennis für Sadecky nach wie vor oberste Priorität geniesst, tanzt der beste Aargauer Tennisspieler derzeit auf verschiedenen Hochzeiten. Neben dem Tennis ist er seit letztem Sommer daran, die Matura im Fernstudium nach zu holen und seit Anfang Jahr investiert er zusätzlich viel Zeit in sein neustes Projekt. Gemeinsam mit Clubkollege Roman Valent hat Sadecky die Firma tennisevents.ch gegründet. „Wir möchten eine Plattform für die besten Tennisspieler hinter Federer und Wawrinka aufbauen, um den Kontakt zwischen diesen Spielern und den Clubs zu verbessern“, erklärt Sadecky. Angeboten werden neben aktuellen News auch Tenniscamps und Showmatches. Wie sich die dreifach Belastung auf die sportlichen Leistungen von Sadecky auswirkt, wird sich in Leuggern ein erstes Mal zeigen. 

Sieben weitere Aargauer 
Der 25-Jährige ist nicht der einzige Aargauer im Hauptfeld. Direkt qualifiziert sind auch Nikolai Haessig (N2, 24) und Slobodan Mavrenski (N3, 34). Für Haessig ist es der erste Turniereinsatz nach seiner Bänderverletzung am Fuss. Über die Qualifikation haben zudem Jens Hauser, (N3, 40), Oliver Mrose (N3, 46) und Nathan Schmid (N4, 77) den Sprung ins Hauptfeld geschafft. Gespannt sein darf man vor allem auf die Leistung des 19-jährigen Oliver Mrose, der in dieser Saison schon Spieler geschlagen, die aufgrund ihres Ranking in der Setzliste des Turniers figurieren würden. Dank einer Wild Card sind auch Ibrahim Fetov (N3, 55) und Yanik Kälin (R1) dabei. 

Text und Bild von Fabio Baranzini

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Mit voller Kraft in die neue Saison

Bevor Stefanie Vögele (WTA 93) am Samstag in die neue Saison startet, blickt sie im Gespräch auf die letzten beiden Jahre zurück, nennt ihre Saisonziele und erklärt, weshalb sie trotz den vielen Reisen ihre eigene Wohnung nicht missen möchte.

Temperaturen über 20 Grad und vereinzelt Sonnenschein. So präsentiert sich das Wetter in Shenzhen, wo Stefanie Vögele seit knapp einer Woche weilt. Die 22-Jährige liegt aber nicht auf der faulen Haut, sondern lanciert beim erstmals stattfindenden WTA-Turnier in der chinesischen Provinz Guangdong bereits die neue Saison. 
Kurz vor ihrer Abreise nahm sich Stefanie Vögele im Nationalen Leistungszentrum in Biel, wo sie sich drei Wochen lang intensiv auf das neue Tennisjahr vorbereitete, Zeit für ein Treffen. Unter der Leitung von Ivo Werner, der sie mittlerweile seit sechs Jahren betreut, feilte die beste Tennisspielerin des Kantons an ihrem Spiel. „Die Zusammenarbeit mit Ivo ist nach wie vor super. Er begleitet mich oft an die Turniere und ist eine wichtige Bezugsperson“, sagt sie.
Bereits seit neun Jahren wohnt und trainiert die aus Leuggern stammende Vögele beim Schweizerischen Tennisverband in Biel, seit eineinhalb Jahren hat sie eine eigene Wohnung in der Uhrenstadt. Sie schätzt es, dass sie nicht wie viele andere Profis im nationalen Leistungszentrum wohnt, sondern am Abend in ihre eigenen vier Wände zurückkehren kann. „Es ist mir wichtig, dass ich nach dem Training abschalten kann und Zeit für mich habe“, erzählt sie.

Negative Gedanken verdrängen 
Die 22-jährige Aargauerin hat sportlich eine nicht ganz einfache Zeit hinter sich. Nachdem sie 2009 mit Rang 63 ihre beste Klassierung in der Weltrangliste erreichte, fiel sie ein Jahr später aufgrund verschiedener Verletzungen und unkonstanten Leistungen aus den Top 100. Danach spielte sie fast zwei Jahre lang vorwiegend abseits der grossen Tennisbühnen auf der ITF-Tour, kämpfte vergeblich um die Rückkehr in den erlauchten Kreis der besten 100 Spielerinnen. „Es war teilweise schon hart und fürs Selbstvertrauen war es sicher nicht förderlich“, blickt Vögele zurück. Sie musste lernen, die negativen Gedanken rund um ihre Ranglistenposition und die finanziellen Einbussen zu verdrängen und sich auf den Sport zu konzentrieren. Kein einfaches Unterfangen. 

Knoten geplatzt 
Die Wende kam in der ersten Qualifikationsrunde der US Open im August dieses Jahres. Nach einer schwachen Interclubsaison mit GC stand Stefanie Vögele auch in Flushing Meadows kurz vor dem Aus. „Ich spielte nicht gut und machte viele Fehler. Dann sagte ich mir, ‚jetzt musst du einfach Spass haben und alles andere vergessen’“, erzählt sie. Es funktionierte. Vögele gewann die Partie in drei Sätzen und qualifizierte sich fürs Hauptfeld. Danach spielte sie konstant gut bis Ende Saison und gewann zwei ITF-Turniere. Der Lohn: die Rückkehr in die Top 100.
Dadurch kann Stefanie Vögele nun bei allen WTA-Turnieren mindestens in der Qualifikation antreten und an den Grand Slam Turnieren steht sie gar direkt im Hauptfeld. „Das erleichtert mir die Planung enorm. Zudem bin ich in der ersten Runde noch frisch, da ich nicht drei Qualirunden in den Beinen habe“, beschreibt Vögele die Vorteile des besseren Rankings.

Im Kraftraum geschuftet
In dieser Saison soll es noch weiter nach oben gehen, vor allem aber will sie ihr Spiel verbessern und konstanter werden. „Gerade beim Aufschlag und im Kraftbereich habe ich noch viel Potential. Ich bin ja nicht gerade die Kräftigste“, meint die 22-Jährige schmunzelnd. Im Aufbau legte sie daher das Hauptaugenmerk auf das Krafttraining und absolvierte teilweise zwei Einheiten à zwei Stunden pro Tag. In der Folge steigerte sie auch ihr Tennispensum kontinuierlich, damit die Frühform stimmt. Denn nach dem Auftakt in China folgen mit den Australian Open Mitte Januar und dem Fed Cup im Februar bereits die ersten Highlights des neuen Tennisjahrs.  

Text und Bild von Fabio Baranzini