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Mittwoch, 8. Januar 2020

Drei Trainingstage mit dem «Maestro»

Grosse Ehre für den jungen Aargauer Tennisprofi Jérôme Kym. Der 16-Jährige durfte drei Tage mit Roger Federer in Dubai trainieren. Nun geht es für den Youngster weiter nach Australien.

Silvester ist für Jérôme Kym in diesem Jahr kurz ausgefallen. Am 31. Dezember stand er bis am späten Nachmittag beim Silvester Cup in Derendingen auf dem Tennisplatz, wo er sich dank zwei starken Leistungen am Finaltag den Turniersieg sichern konnte. Und am nächsten Morgen gings gleich nach Zürich an den Flughafen. Ziel der Reise: Dubai.
Der Grund für den Trip in die Vereinigten Arabischen Emirate war alles andere als alltäglich. Severin Lüthi, Davis Cup Coach der Schweiz und Trainer von Roger Federer, hatte Jérôme Kym einige Tage zuvor angerufen und gefragt, ob er für drei Trainingstage mit Roger Federer nach Dubai fliegen würde. «Das hat mich natürlich sehr gefreut und ich habe sofort ja gesagt. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese tolle Chance bekommen habe», so Kym, der im vergangenen Jahr bereits das eine oder andere Mal mit dem Maestro ein paar Bälle schlagen durfte.

Australian Open warten
Diesmal aber gings zum ersten Mal ins Ausland für ein Training mit Federer. Und zum ersten Mal trainierte der 16-jährige Fricktaler an drei aufeinanderfolgenden Tagen mit dem 20-fachen Grand Slam Sieger. Kym war aber nicht der einzige Youngster, der in den Genuss von Trainingseinheiten mit Roger Federer gekommen ist. Mit Kym sind auch dessen Trainingskollegen Leandro Riedi und Dominic Stricker nach Dubai gereist. Das Trio wird heute nach Australien weiterreisen, wo es dann am Australian Open der Junioren teilnehmen wird. Für Kym ist das Turnier «down under» eine Premiere. Aufgrund seiner jüngsten Erfolge hat er sich in der Junioren Weltrangliste bis auf Platz 43 nach vorne gekämpft und darf nun zum ersten Mal bei einem Grand Slam Turnier der Junioren auflaufen.

Lockerheit mitnehmen Und was gibt es da für eine bessere Vorbereitung, als mit Roger Federer in Dubai zu trainieren. Doch wie waren denn nun die Trainingseinheiten mit dem vielleicht besten Tennisspieler der Geschichte? «Wir haben an allen drei Tagen zwei Mal miteinander trainiert. Dabei spielten wir jeweils zu zweit gegen Roger», erzählt Kym. «Die Intensität muss in jedem Ballwechsel sehr hoch sein und du musst dich länger konzentrieren können, als das in einem normalen Training der Fall ist.»
Wie fühlt sich das eigentlich an, wenn auf der anderen Seite auf einmal Roger Federer steht und die Bälle zurückschlägt? Ist man da nervös? «Das ist natürlich schon speziell, aber es war ja nicht das erste Mal, dass ich mit ihm trainieren durfte. Wir verstehen uns ziemlich gut und haben Spass auf dem Platz. So legt sich die Nervosität schnell», sagt Kym, der von den Trainings viel profitieren konnte. «Du kannst in jedem Training mit Roger etwas lernen. Diesmal habe ich vor allem versucht, die Lockerheit, die Roger während den Ballwechseln hat, mitzunehmen.»

Vorfreude ist gross
Mit dieser besonderen Erfahrung im Gepäck geht es für Kym nun weiter nach Australien. Zuerst wird er dort ein Vorbereitungsturnier bestreiten, ehe dann seine Grand Slam Premiere ansteht. «Ich freue mich riesig darauf, dass ich in diesem Jahr erstmals bei den Grand Slam Turnieren antreten kann. Da die Australian Open mein erstes Grand Slam Turnier sind, weiss ich noch nicht genau, was mich erwartet. Ich will einfach mein Tennis spielen und schauen, wie weit mich das bringt», so Kym.

Text von Fabio Baranzini

Donnerstag, 28. Juli 2016

„Roger Federer ist nicht tot und auch nicht zurückgetreten“

Zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Sport haben sich am Podiumsgespräch anlässlich der 10. Ausgabe der Swiss Junior Trophy in Oberentfelden eingefunden. Kein Wunder angesichts der hochkarätigen Gesprächsgäste: Roger Brennwald, Reinhard Fromm und Peter Kuratli.

Freddy Blatter, der Turnierdirektor der Swiss Junior Trophy in Oberentfelden, eröffnete den Abend mit einem Dank: „Es ist mir eine grosse Ehre, drei Persönlichkeiten, die seit Jahren mit viel Herzblut den Tennissport leben, fördern und unterstützen, hier begrüssen zu dürfen.“ Die drei Persönlichkeiten – Swiss Indoors Turnierpräsident Roger Brennwald, Peter Kuratli, Präsident der Firma Syntax und bekannter Tennisförderer, sowie Reinhard Fromm, Unternehmer und Sponsor von Stan Wawrinka, Timea Bacsinszky, Viktorija Golubic und vielen weiteren Schweizer Tennisprofis – sagten für die Teilnahme am Podiumsgespräch allesamt ohne lange zu überlegen zu. Der Anlass passte ja auch zu ihrem Engagement für den Tennissport in der Schweiz, tragen doch auch Freddy Blatter und sein Team mit der Organisation der Swiss Junior Trophy ihren Teil dazu bei.
Interviewt wurden die drei Gäste von SRF-Radiomoderator und Tennisexperte Bernhard Schär. Das Thema, welches das Publikum natürlich brennend interessierte, war Roger Federers Entscheid, seine Saison vorzeitig zu beenden und damit neben Olympia und den US Open auch an den Swiss Indoors in Basel nicht anzutreten. „Roger Federer ist nicht tot und er ist auch nicht zurückgetreten. Es war ein weiser Entscheid, eine Pause einzulegen. Ich verspreche euch, Federer wird gesund zurückkehren und noch zwei, drei Jahre weiter spielen. Und die Swiss Indoors werden auch ohne Federer ein tolles Turnier“, so der bekannte Radiomann. Auch Roger Brennwald zeigte vollstes Verständnis für den Entscheid von Federer: „Wir waren natürlich wie vom Blitz getroffen, als wir die Nachricht von Roger Federers Absage erhielten. Wir bedauern es sehr, haben aber Respekt für diesen Entscheid, der ihm sicherlich nicht leicht gefallen ist. Die Gesundheit geht vor.“

Freude statt Gewinn
Doch nicht nur Superstar Roger Federer war an diesem Abend ein Thema, sondern auch die weiteren Schweizer Tenniscracks wie Stan Wawrinka, Timea Bacsinszky und Viktorija Golubic, die vor wenigen Tagen ihr erstes WTA-Turnier in Gstaad gewonnen hatte. Dies weil Reinhard Fromm das Trio und viele weitere Spieler seit vielen Jahren als Sponsor unterstützt. „Junge Menschen, die sich aus bescheidensten Verhältnissen im Sport nach oben kämpfen wollen, faszinieren mich. Ihnen will ich helfen“, sagt Fromm, der sich in der Verpackungsindustrie einen Namen gemacht hat. Gewinn erwirtschaften, will er mit seinem Engagement keinen. „Es ist für mich ein Hobby. Es geht nicht ums Geld verdienen, sondern es macht mir Freude“, so Fromm.

Lebensschule Sport
Um den Gewinn geht es auch Peter Kuratli nicht. Der erfolgreiche Unternehmer, der wegen seiner Tochter Jeannine zum Tennissport gefunden hat, begründet seine Investitionen in den Tennissport wie folgt: „Sport ist die beste Lebensschule. Werte wie Ehrlichkeit, Fairness und Qualität sind zentral.“ Aus diesem Grund investiert Kuratli auch viel in den Tennisnachwuchs. „In die Jugend zu investieren, lohnt sich immer. Es muss nicht immer die Weltklasse sein“, legt er den zahlreichen Zuhörern nahe, die den gelungenen Abend bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen liessen.

Hinweis: Die 10. Ausgabe der Swiss Junior Trophy dauert noch bis am Sonntag 31. Juli. Sämtliche Spielpläne, Tableaus und Teilnehmerlisten finden Sie stets aktuell unter www.swissjuniortrophy.ch.

Text zur Verfügung gestellt, Bilder von Alexander Wagner

Sonntag, 3. Februar 2013

«Wo bleiben Federers Sponsoren?»

Noch ist das Schweizer Tennis Weltklasse. Aber hinter Roger Federer und Stanislas Wawrinka klafft eine grosse Lücke. Im Interview erklärt Swiss Tennis Präsident René Stammbach, wie diese geschlossen werden soll und weshalb er von Federers Sponsoren enttäuscht ist.

René Stammbach, die Schweiz spielt in der Weltgruppe gegen Tschechien. Müssen wir damit rechnen, dass wir in Zukunft bald nicht mehr unter den besten 16 Nationen auftauchen? 

René Stammbach: Wir waren vor drei und vor sechs Jahren schon zweitklassig. Im Moment sind wir nicht schlecht aufgestellt. Wenn Wawrinka so spielt wie in den letzten beiden Wochen kann er zwei Einzel gewinnen und im Doppel hat man immer eine Chance.

Trotzdem, Federers Karriereende ist absehbar und auch Wawrinka wird nächsten Monat 28. Hinter diesen beiden klafft eine grosse Lücke. 
Wer das Spiel Laaksonen gegen Berdych gesehen hat, hat festgestellt, dass die Lücke gar nicht so gross ist. Aber es ist sicher so, dass es für die 15- bis 20-Jährigen sehr schwierig wird. Dort haben wir ein Loch, das lässt sich nicht wegdiskutieren.

Was unternimmt der Verband, um dieses Loch zu stopfen?
Wir haben in Biel 6,5 Millionen in den Ausbau des Leistungszentrums investiert. Zudem haben wir unser Team mit international renommierten Trainern, wie beispielsweise Glenn Schaap, der bereits Top-Ten-Spielerinnen trainiert hat, verstärkt. Das sollte in Zukunft positive Auswirkungen haben, ist aber keine Erfolgsgarantie. Wenn Geld und Trainer Spitzenspieler garantieren würden, kämen alle Top-Ten-Spieler aus Amerika, England und Frankreich.

Für wen wurde die Infrastruktur des Leistungszentrums ausgebaut? Momentan trainieren ja nur 17 Kaderspielerinnen und Kaderspieler in Biel. 
Das ist richtig. Hinzu kommen aber nochmals gleich viele zahlende Spieler, die in der Swiss Tennis Academy trainieren. Die Idee dahinter ist, dass wir so eine grössere Masse an Spielern haben, was unseren Kaderspielern zugute kommt. Diese haben so stets Sparringpartner auf ihrem Spielniveau. Das ist ein Faktor, den man nicht unterschätzen darf.

In der Academy hat es auch Nachwuchsspieler, bei denen klar ist, dass es nicht für eine Profikarriere reicht. Zudem stammt rund ein Drittel der Academy-Mitglieder aus dem Ausland Ist es wirklich die Aufgabe von Swiss Tennis, ausländische und mässig talentierte Schweizer Spieler zu fördern? 
Wie gesagt, wir brauchen die Masse, um die Sparringspartner für das Nationalkader zu haben. Ansonsten laufen die Academy und das Nationalkader völlig getrennt. Es gibt keine Überschneidungen bei der Nutzung der Infrastruktur oder bei den Trainern. Zudem ist die Academy auch aus finanziellen Gründen wichtig.

Dann ist die Swiss Tennis Academy also in erster Linie eine Geldmaschine. 
Nein, das ist sie nicht. Sie hilft aber, die getätigten Investitionen zu verzinsen und zu amortisieren. Zudem dient sie auch der Finanzierung des Normalbetriebs. Es ist aber nicht das Ziel, aus der Tennis Academy eine «Cash-Cow» zu machen.

Sie sprechen die Finanzen an. Wie sieht es beim Verband aus?
Wir stehen seit Jahren hervorragend da. So auch in diesem Jahr. Wir werden an der Delegiertenversammlung einen Gewinn von rund einer halben Million Franken bekannt geben können.

Kommen wir zurück zur Academy. Was erhoffen Sie sich vom Ausbau in Biel?
Wir haben jetzt ein Zentrum, in dem die Spieler wohnen, trainieren und zur Schule gehen können. Das ist sicher ein Fortschritt. Zudem streben wir eine engere Zusammenarbeit mit den regionalen Partner-Akademien des Verbands an. Vor drei Jahren haben wir mit fünf Partner-Akademien begonnen, heute sind es bereits fünfzehn. Das Ziel ist, dass wir auf neunzehn Stützpunkte kommen, sodass jeder Regionalverband eine Partner-Akademie hat. Diese Massnahmen sollten die Nachwuchsförderung in Bahnen lenken, die es ermöglichen, junge Spieler an die Spitze zu bringen.

Was verstehen Sie unter Spitze? 
Es ist klar, dass wir nicht in Federer-Dimensionen denken dürfen. Die Schweiz hat aber in den letzten Jahrzehnten mit Günthardt, Rosset und Hlasek regelmässig Spieler in der Region der Top 20 her- vorgebracht. Das ist in etwa der Bereich, an dem wir uns in der Schweiz orientieren müssen. Federer ist ein absoluter Glücksfall für die Schweiz.

Sind Sie enttäuscht, dass Roger Federer dieses Wochenende nicht Teil des Davis-Cup-Teams ist?
Wir müssen damit rechnen, dass er aufgrund der Familie und seines Alters nicht mehr so oft für den Davis-Cup zur Verfügung stehen wird. Dazu muss aber gesagt werden, dass Herr Federer uns nichts schuldet. Mit dem, was er fürs Tennis in der Schweiz und für den Verband getan hat, sind wir es, die ihm et- was schulden. Wer mich hingegen enttäuscht, sind Roger Federers Sponsoren.

Inwiefern? 
Credit Suisse, Jura, Lindt&Sprüngli sowie auch die National-Versicherungen picken sich, indem sie Roger Federer sponsern, einfach die Rosinen oben weg. Sie tragen aber absolut nichts zur Nachhaltigkeit im Schweizer Tennis bei. Wir konnten bisher keine dieser Firmen dazu bewegen, in den Nachwuchs zu investieren. Zum Teil haben wir nicht mal einen Gesprächstermin bekommen. 

Was wünschen Sie sich von den Firmen? 
Dass sie ein Zeichen setzen und sagen: «Hey, ihr habt einen guten Job gemacht bei der Ausbildung von Federer. Jetzt unterstützen wir euch, damit die Schweiz auch in Zukunft wieder Topspieler hat.» So wie Rolex; die machen extrem viel fürs Tennis und unterstützen nicht nur Federer. 

An welche Beträge denken Sie da? 
Wir reden natürlich nicht von denselben Summen, die diese Firmen Federer bezahlen. Sondern es geht um ein oder zwei Prozent davon. Das sind vielleicht 200 000 oder 300 000 Franken. Aber keine dieser Firmen ist bereit, uns zu unterstützen. 

Wofür benötigt der Verband das Mehrkapital, das generiert werden könnte? 
Mit dem Ausbau der Infrastruktur in Biel und der Verstärkung des Trainerteams sind wir bezüglich der Trainingsbedingungen für die Zukunft gut aufgestellt. Aber was die Turniermöglichkeiten für die Nachwuchsspieler angeht, sind wir sackschwach. 

Was müsste getan werden? 
Wir bräuchten Geld, um sowohl bei den Junioren als auch auf der untersten Stufe der ATP- und der WTA-Tour mehr Turniere zu organisieren. Diese sind extrem wichtig für den Nachwuchs, damit sie Punkte sammeln können. Das ist genau der Grund, weshalb beispielsweise die Spanier so viele gute Spieler haben. In Spanien haben sie praktisch jede Woche die Möglichkeit, auf allen Spiellevels und in allen Alterskategorien Punkte zu gewinnen. Optimal wäre, wenn wir Sponsoren finden könnten, die eine gute Turnierbasis für den Nachwuchs finan- zieren. Glamour und Cüpli trinken ist gut und recht, aber am Ende des Tages geht es doch auch um Nachhaltigkeit und Verantwortung.

Text von Fabio Baranzini und Michael Wehrle, Bild von der Agentur Keystone