Trotz guten Resultaten in den vergangenen Monaten gehen das
Aargauer Tennistalent Karin Kennel (N2, 13) und ihr Coach Freddy Blatter seit
dieser Woche getrennte Wege.
Vergangenen Sommer kehrte Karin Kennel aus dem nationalen
Leistungszentrum von Swiss Tennis in Biel zurück nach Oberentfelden. Mit der
Rückkehr an ihre alte Wirkungsstätte kamen auch die Erfolge zurück. Kennel verbesserte
sich in der ITF-Juniorenweltrangliste um über 200 Ränge auf Position 83, wurde
Anfang Jahr Schweizer Meisterin bei den Juniorinnen (U18) und holte sich
überlegen den ersten Aargauer Meister Titel bei den Aktiven. Seit dieser Woche
trainiert die 16-Jährige jedoch nicht mehr in Oberentfelden. Was ist geschehen?
In einer Pressemitteilung liess Freddy Blatter, Cheftrainer
der Tennisschule Aarau West verlauten, dass sich seine Tennisschule „per sofort
von Karin Kennel trennt“. Die Gründe: Kennels Persönlichkeit und ihre
überzogenen Forderungen bezüglich den Trainingsbedingungen. Auf Anfrage wird
Blatter konkreter: „Ich habe hohe Ansprüche an meine Athletinnen, die einmal
das Geld mit Tennis verdienen wollen. Nicht nur die sportlichen Leistungen
müssen stimmen, auch das Verhalten neben dem Platz, die Loyalität gegenüber
Coach und Team sowie das richtige Umfeld sind ein Muss“, so Blatter. Seit
einiger Zeit war er nicht mehr einverstanden mit dem Verhalten seines
Schützlings. Obwohl er nach eigenen Aussagen mehrmals das Gespräch mit Kennel
gesucht hat, sei keine wesentliche Verbesserung zu erkennen gewesen.
Chemie stimmt nicht mehr
Ganz anders sieht dies Karin Kennel. „Wir haben zwar
miteinander gesprochen, aber nicht über die Probleme“, so die Profispielerin.
Sie beklagt sich zudem auch über fehlende Unterstützung bei Wettkampfeinsätzen
und über die Qualität des Konditionstrainings, das, wie sie erklärt, beim
Auskurieren ihrer Rückenverletzung zum jetzigen Zeitpunkt besonders wichtig
sei. „Hinzu kommt, dass sich Freddy Blatter zu stark in mein Privatleben
eingemischt hat“, macht Kennel ihrem Unmut Luft.
Die Unzufriedenheit auf beiden Seiten hatte sich in den
vergangenen Wochen zunehmend verstärkt, was eine Weiterführung der
Zusammenarbeit verunmöglichte. „Die Chemie zwischen uns stimmt nicht mehr. Die
Trennung ist die einzig richtige Lösung“, ist Kennel überzeugt.
Rückkehr nach Biel
Seit dieser Woche trainiert die 16-Jährige wieder im
nationalen Leistungszentrum in Biel. Obwohl sich Kennel sehr kurzfristig für
die Rückkehr entschied, ist sie sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben.
„Trotz einigen Missverständnissen bei der Trennung vor gut einem Jahr, hat mich
Swiss Tennis mit offenen Armen empfangen und mir volle Unterstützung
zugesichert“, freut sich Kennel. Ob sich der zweite Anlauf in Biel auch
sportlich bezahlt macht, wird sich weisen.
Bild und Text von Fabio Baranzini